Griechenland lässt Europa zittern

Berlin/Athen · Mit der Schließung von Banken und Börsen will Griechenland heute den Finanz-Kollaps verhindern. Nach dem Abbruch der Euro-Gespräche steht der Austritt Athens aus der Währungsunion im Raum.

Griechenland schlittert nach dem Scheitern der Verhandlungen mit seinen Gläubigern in eine der größten Krisen seiner Geschichte. Gebannt blicken Europa und die Finanzmärkte heute nach Athen, wo ein Kollaps des gesamten Bankensystems droht. Gestern abend wurde verkündet, dass Börsen und Geldinstitute heute geschlossen bleiben müssen, um eine ,,Run" der Sparer auf ihre Einlagen zu verhindern. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Wochenende die Zahlung weiterer Nothilfen an Griechenlands klamme Finanzinstitute auf einen Rahmen von 90 Milliarden Euro gedeckelt, der bereits weitgehend ausgeschöpft sein soll. Hintergrund ist die Entscheidung der Euro-Finanzminister, die Verhandlungen über eine Rettung des hoch verschuldeten Griechenlands für gescheitert zu erklären. Die griechische Regierung hatte zuvor völlig überraschend eine Volksabstimmung über die von den Geldgebern geforderten Reformen am kommenden Sonntag angekündigt und gleichzeitig deren Ablehnung empfohlen. Dabei läuft bereits in dieser Woche das Hilfsprogramm von Euro-Partnern, Internationalem Währungsfonds (IWF) und EZB für den griechischen Staat aus, wenn Athen den Sparauflagen nicht zustimmt. Damit fehlen dem Land Milliarden, die dringend zur Tilgung von Schulden beim IWF benötigt werden. Denkbar sind damit auf mittlere Sicht auch der Staatsbankrott und das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone.

Mit eilends anberaumten Krisensitzungen reagiert die Berliner Politik auf die Zuspitzung: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) lud die Partei- und Fraktionschefs der Bundestagsparteien für heute zu einem Treffen ins Kanzleramt. Vertreter der Koalitionsparteien Union und SPD machten aus ihrem Ärger über die griechische Regierung keinen Hehl. SPD-Chef Sigmar Gabriel zeigte sich "entsetzt", Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD ) äußerte sich "fassungslos". Grünen-Chefin Simone Peter dagegen warf in einem SZ-Interview Kanzlerin Angela Merkel Versagen vor. > e, Interview, : Meinung

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