Greenpeace: Gefährlicher Störfall im AKW Biblis vertuscht

Biblis. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat dem Energiekonzern RWE vorgeworfen, im Atomkraftwerk Biblis A einen gefährlichen Störfall vertuscht zu haben. Der Konzern wies den Vorwurf gestern als "völlig haltlos" zurück. Das hessische Umweltministerium erklärte, der Vorfall im Oktober 2010 sei "eindeutig nicht meldepflichtig" gewesen

Biblis. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat dem Energiekonzern RWE vorgeworfen, im Atomkraftwerk Biblis A einen gefährlichen Störfall vertuscht zu haben. Der Konzern wies den Vorwurf gestern als "völlig haltlos" zurück. Das hessische Umweltministerium erklärte, der Vorfall im Oktober 2010 sei "eindeutig nicht meldepflichtig" gewesen.Beim Anfahren des Reaktors am 20. Oktober 2010 war laut Greenpeace die innere Reaktordruckbehälter-Dichtung undicht. Nur die äußere Deckeldichtung habe ein Leck verhindern können. Im Reaktordruckbehälter als Herzstück des Atomreaktors dürfe eine defekte Dichtung nicht ignoriert werden, erklärte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. "In der deutschen Atomindustrie ist es jedoch gängige Praxis, Störfälle nicht zu melden und Wirtschaftlichkeit vor Sicherheit zu setzen", kritisierte Smital.

RWE wiederum warf Greenpeace vor, mit den Anschuldigungen erneut den "untauglichen Versuch" zu unternehmen, "das Kernkraftwerk in Biblis zu diskreditieren und Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren." Die doppelte Abdichtung des Reaktordeckels sei so konstruiert, "dass mögliche Undichtigkeiten sicher beherrscht werden", erklärte der Konzern. Bei der im Oktober aufgetretenen "geringen Undichtigkeit" habe es keinen Handlungsbedarf gegeben, die Anlage abzufahren. Es habe auch keine Meldepflicht vorgelegen. "Die Dichtheit des Reaktordruckgefäßes nach Außen war zu jeder Zeit gewährleistet", versicherte RWE.

Rückendeckung bekam der Konzern vom hessischen Umweltministerium. Der Vorfall sei nach der Bewertung der Atomaufsicht ohne sicherheitstechnische Bedeutung und erlaube nach der geltenden Betriebsgenehmigung den Weiterbetrieb der Anlage, erklärte das Ministerium. afp

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