Gipfel gegen das Horrorszenario
Den Haag · Für US-Präsident Obama ist der Nuklearterrorismus eine der größten Bedrohungen der Welt. Als ein Horrorszenario gilt dabei die Explosion einer schmutzigen Bombe. Diese Gefahr will er eindämmen – mit allen Kräften.
"Wir lieben den Tod mehr als ihr das Leben." Mit diesen Worten untermauerte Osama bin Laden vor rund 20 Jahren seine Kriegserklärung an die USA. Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist klar, dass dies keine leere Drohung war. Als neues Schreckenszenario gilt: die schmutzige Bombe.
Was geschieht, wenn Terroristen nukleares Material in die Finger bekommen? Wenn sie dies mit anderen explosiven Stoffen mischen und in einer Großstadt zünden, könnten Tausende Menschen verstrahlt und ein ganz Gebiet für Jahre unbewohnbar werden. Dazu soll es nicht kommen. Das bekräftigten 53 Staats- und Regierungschefs gestern zum Abschluss des dritten Gipfels zur nuklearen Sicherheit (NSS). Sie wollen die Menge an hochradioaktivem Material reduzieren und es besser schützen.
"Der nukleare Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen der Welt", sagte US-Präsident Barack Obama zum Abschluss der Beratungen. Er hatte den internationalen Prozess 2009 initiiert. 2010 hatten die Staaten beim ersten NSS-Gipfel in Washington vereinbart, die Gefahr bis heute zu bannen. Doch dieses Ziel wurde verfehlt. Fortschritte wurden zwar gemacht, doch die Gefahr bleibt groß. Im vergangenen Jahr verschwanden mindestens 143 Mal waffenfähige Stoffe oder wurden gestohlen. Die Staatengemeinschaft scheint machtlos. Von der Vision einer Welt ohne nukleare Gefahren "sind wir leider noch weit entfernt", klagte auch Bundeskanzlerin Angela Me rkel.
Allerdings kam man nun doch einen Schritt voran. "Es gab nicht nur Worte, sondern auch Taten", lobte Obama. 35 Länder, darunter alle EU-Staaten, verpflichteten sich, die bisher unverbindlichen Richtlinien zum Schutz des nuklearen Materials in Landesgesetzen festzuschreiben. Auch wollen sie externe Kontrollen akzeptieren. Das ist nicht selbstverständlich. Denn wenn es um nukleares Material geht, will sich kaum einer in die Karten schauen lassen. Der Schutz ist und bleibt eine nationale Angelegenheit.
Die 53 Staaten wollen außerdem die Bestände verringern. Nach dem Motto: Terroristen keine Anreize geben. Wenn für Kraftwerke kein hochangereichertes Uran mehr verwendet wird, sinkt das Risiko von Anschlägen. Es sind Absichtserklärungen. Und sie beziehen sich auch nicht auf die großen Gefahren von Atomenergie und Kernwaffen. Außerdem waren Risiko-Mächte wie Nordkorea oder der Iran gar nicht erst nach Den Haag eingeladen worden. Das hätte die Verhandlungen nur erschwert, sagten Diplomaten. Russland hat einen festen Platz in dieser Runde. Doch der Konflikt um die Krim dürfte auch die Verhandlungen in Zukunft nicht einfacher machen.