Gedenken an Pogromnacht – Gauck ruft zu Zivilcourage auf
Eberswalde · Am 75. Jahrestag der antisemitischen Pogrome in Deutschland haben Politiker und Kirchenvertreter zu mehr Courage gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aufgerufen.
Bundespräsident Joachim Gauck sagte, die Erinnerung an Opfer und Täter der NS-Verbrechen sei wichtig. Es komme aber auch darauf an, sich als Gesellschaft entschlossen zu positionieren. "Wir müssen heute da hinschauen, wo es erforderlich ist", sagte Gauck am Samstag in Frankfurt (Oder). Das gelte für Institutionen wie für alle Bürger, sagte Gauck mit Verweis auf die Morde der NSU-Terrorgruppe.
Am Wochenende wurde der Opfer der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 gedacht. Sie gilt als Auftakt zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten, die in jener Nacht einen Großteil der mehr als 1200 Synagogen und jüdischen Gebetshäuser in Deutschland zerstörten. Bei der Terrorwelle wurden nach Historiker-Einschätzungen mehr als 1300 Menschen getötet und mehr als 30 000 Juden verschleppt. Papst Franziskus erinnerte gestern an die Opfer: "Beten wir zu Gott, damit die Erinnerung an das Vergangene uns hilft, immer wachsam gegenüber jeder Form von Hass und Intoleranz zu sein." Auch die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, rief zu Wachsamkeit auf. "Nur wer hinschaut, hinhört und niemals schweigt, kann etwas verändern. Das ist die Botschaft dieser Nacht."