GdL und DB Ab heute Tarifverhandlungen bei der Bahn – drohen wieder Mega-Streiks?
Berlin · Kleine Gewerkschaft mit großem Potenzial: Bereits vor dem ersten Verhandlungstermin am heutigen Donnerstag macht GdL-Chef Claus Weselsky klar: Sein Mitglieder sind zum Streik bereit. Gleichzeitig legt er der Bahn einen Katalog mit 35 Forderungspunkten vor.
Schon in der Vergangenheit hat die Gewerkschaft der deutschen Lokomotivführer (GdL) bewiesen: Ihre Mitglieder können Arbeitskampf. Immer wieder legten sie den Betrieb auf der Schiene still. Und das mit Wucht. So fuhren beispielsweise 2021 zeitweise keine Fernzüge vom und ins Saarland. Könnte sich solch ein Szenario nun wiederholen?
Harte Verhandlungsrunde zwischen Bahn und Gewerkschaft zu erwarten
Bereits vor dem ersten Verhandlungstermin am heutigen Donnerstag, 9. November, mit Vertretern der Deutschen Bahn (DB) warnte der streitbare GdL-Chef Claus Weselsky davor, dass die Arbeitgeberseite aus seiner Sicht auf Zeit spielen könnte. So seien die Beschäftigten durchaus bereit, rasch und länger die Arbeit niederzulegen.
Er schloss nicht aus, dass es zügig zur Urabstimmung über einen unbefristeten Ausstand kommen könnte. Damit erhöhte der Berufsgewerkschafter noch vor der ersten Gesprächsrunde den Druck massiv. So wie es nicht nur die Verhandlungspartner von der GdL kennen. Schon in der Vergangenheit hatte sie gezeigt, dass sie bundesweit dazu in der Lage ist, den Betrieb lahmzulegen.
Was die GdL fordert und was die Bahn dazu sagt
Das bekamen insbesondere Bahn-Kunden zu spüren. Weselsky sagte bereits, dass diese nun anstehenden Verhandlungen wohl nicht ohne Streik auskommen werden. Darauf deuten mittlerweile auch Aussagen aus der DB-Konzernspitze hin. Hier werden die Forderungen der GdL als nicht umsetzbar gewertet.
Zwar will die Bahn ihrerseits ein Angebot auf den Tisch legen. Doch schon im Vorfeld scheint klar, dass diese nicht an die Forderungen der Beschäftigten heranreichen werden. So präsentiert Weselsky einen Katalog von 35 Punkten. Insbesondere geht es der Gewerkschaft um kürzere Arbeitszeiten für Schichtarbeiter. Diese sollen von bislang 38 auf 35 Stunden in der Woche sinken.
Tausende neue Mitarbeiter nötig, um Arbeitszeitverkürzung zu kompensieren
Gerade bei diesem Punkt wehrt die DB bislang ein Zugeständnis ab. Bei dieser Arbeitszeitverkürzung – bei vollem Lohnausgleich – müsse das Unternehmen 10 000 Mitarbeiter einstellen. Das könne sich die Bahn nicht leisten.
Doch die GdL verlangt noch mehr: So sollen die Löhne monatlich um 550 Euro steigen. Auch hier hatte die Bahn bereits einen ersten Kostenüberschlag gemacht. Diese zusätzlichen Ausgaben gingen zu Lasten von dringend nötigen Investitionen in die Infrastruktur.
Unbefristete Streiks könnten auch über die Feiertage andauern
GdL-Chef Weselsky, dessen letzte Tarifauseinandersetzung in seiner jetzigen Funktion ansteht, bleibt hart, zeigt wenig Kompromissbereitschaft. Seine Kollegen seien zum Streik bereit, wenn die Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Wenn nötig, auch bis zu den anstehenden Feiertagen zum Jahreswechsel. Einen Weihnachtsfrieden, wie von der Bahn angeregt, werde es nicht geben.
Das könnte zu unliebsamen Überraschungen für Tausende Kunden bedeuten, die zwischen den Jahren quer durch die Republik pendeln. Der Umstieg auf Autos und das Flugzeug wären Alternativen. Denn unbefristete Streiks sind nach GdL-Angaben durchaus möglich. Und die hatten es zuletzt immer wieder in sich, ob wohl nach Konzernberechnungen lediglich fünf Prozent der Belegschaft bei der Bahn in der GdL organisiert sind.