Gaddafi lässt Frauen vergewaltigen

Tripolis/Madrid. "Erst fesselten sie meinen Ehemann, dann vergewaltigten sie mich vor seinen Augen, schließlich erschossen sie ihn." Hunderte Aussagen von Frauen aus jenen Städten, in denen die Soldaten des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi (Foto: dpa) wüteten, nähren den Verdacht, dass der Tyrann den sexuellen Missbrauch gezielt als Kriegswaffe einsetzt

Tripolis/Madrid. "Erst fesselten sie meinen Ehemann, dann vergewaltigten sie mich vor seinen Augen, schließlich erschossen sie ihn." Hunderte Aussagen von Frauen aus jenen Städten, in denen die Soldaten des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi (Foto: dpa) wüteten, nähren den Verdacht, dass der Tyrann den sexuellen Missbrauch gezielt als Kriegswaffe einsetzt. Die libysche Ärztin Siham Sergewa, die sich um traumatisierte Flüchtlinge kümmert, hat viele dieser Fälle dokumentiert und das Material dem Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag übergeben. Der Chefermittler des Tribunals, Luis Moreno-Ocampo, will Gaddafi deswegen möglicherweise nun auch wegen Anstiftung zur Massenvergewaltigung anklagen. Moreno-Ocampo beantragte bereits einen internationalen Haftbefehl gegen Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam und Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi wegen Massakern an der Zivilbevölkerung, der Verschleppung von Oppositionellen und systematischer Folter.Es gebe Informationen, wonach es "in Libyen eine Strategie ist, jene zu vergewaltigen, die gegen das Regime waren", sagte Moreno-Ocampo bei einem Besuch der Vereinten Nationen in New York. Auch verdichteten sich die Hinweise, "dass Gaddafi dies entschied". Offenbar habe das Regime massenweise Viagra-Produkte gekauft, "um die Möglichkeit der Vergewaltigung zu fördern".

Nach den Erkenntnissen von Sergewa, die in Flüchtlingslagern an der tunesischen und ägyptischen Grenze mit tausenden libyschen Frauen sprach, gab es Massenvergewaltigungen in praktisch allen Orten, in denen Gaddafis Truppen gegen die Opposition kämpften. "Sie benutzen die Vergewaltigung nicht nur, um den Frauen Schaden zuzufügen, sondern um Familien und ganze Dorfgemeinschaften zu terrorisieren."

Ärzte aus der im Osten liegenden Stadt Ajdabiya hatten schon im März verbreitet, dass Gaddafis Truppen Anhängerinnen der Opposition verschleppen und schänden. In den Jackentaschen toter Gaddafi-Soldaten habe man Viagra-Pillen gefunden, sagten die Mediziner. Vor laufenden Kameras hatte eine 29-jährige Libyerin aus Benghazi ausländischen Journalisten berichtet, dass sie an einem Kontrollposten des Militärs entführt und dann von 15 Männern nacheinander missbraucht worden sei. "Schaut, was sie mir angetan haben", rief sie und zeigte Wunden der Misshandlung im Gesicht und am Rücken sowie Fesselspuren an den Handgelenken.

AM Rande

Während Muammar al-Gaddafi noch um sein Überleben kämpft, schmieden arabische und westliche Regierungen schon eifrig Pläne für die Post-Gaddafi-Ära. Das Ende von Gaddafis Herrschaft stehe kurz bevor, erklärte US-Außenministerin Hillary Clinton gestern bei einer Konferenz der sogenannten Libyen-Kontaktgruppe in Abu Dhabi. Der Osten des Landes wird bereits seit Monaten von den Aufständischen beherrscht. In einigen Regionen im Westen, in Gaddafis Heimatstadt Sirte und in der Hauptstadt Tripolis stehen aber noch die Regierungstruppen. dpa

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