Gabriel heizt K-Frage neu an

Berlin. Um die SPD-Troika und ihre leidige K-Frage war es zuletzt recht still geworden. Gestern Abend machten die drei potenziellen Kanzlerkandidaten Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück erneut von sich reden

Berlin. Um die SPD-Troika und ihre leidige K-Frage war es zuletzt recht still geworden. Gestern Abend machten die drei potenziellen Kanzlerkandidaten Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück erneut von sich reden. Wenn es am Ende mehrere Bewerber gebe, die glaubten, die SPD zum Sieg zu führen, "dann werden bei uns die Mitglieder darüber entscheiden", verkündete Parteichef Gabriel im Beisein der beiden "Stones" während eines Wahlkampfauftritts in Schleswig-Holstein. Ist es mit der Troika-Harmonie also doch nicht so weit her? Parteikenner suchten diesen Eindruck gestern zu zerstreuen. Gabriel habe nur einmal mehr darauf hinweisen wollen, dass die SPD ihren Kandidaten selbst bestimme und nicht die Medien.Ginge es nach denen, stünde zweifellos Peer Steinbrück als Favorit fest. Doch die SPD-Basis tickt anders. Das zeigte sich eindrucksvoll auf dem Bundesparteitag im letzten Dezember. Dort flogen Gabriel alle Herzen zu. Auch der allseits geschätzte Frank-Walter Steinmeier reichte nicht an die Popularität des Parteichefs heran. Steinbrück schon gar nicht. "Wir haben drei hervorragende Spitzenleute, von denen aber jeder seine spezifischen Defizite hat", seufzte ein altgedienter Genosse. Wohl wahr. Der eine kann bestens in der Partei punkten, der andere in der Öffentlichkeit, und der dritte liegt irgendwo dazwischen. Wie also die K-Frage auflösen? Mit der Weisheit der Basis hat die SPD jedenfalls zwiespältige Erfahrungen gemacht. 1993 bestimmte sie Rudolf Scharping in einer Urwahl zum Parteivorsitzenden. Der Pfälzer setzte sich damals gegen die beiden Mitkonkurrenten Heidemarie Wieczorek-Zeul und Gerhard Schröder durch. Doch schon zwei Jahre später wurde Scharping von Oskar Lafontaine weggeputscht. Dagegen brachte es Schröder zum Kanzler und Wieczorek-Zeul zur gefühlten Dauer-Ministerin für Entwicklungshilfe.

Es spricht wenig dafür, dass sich eine solche Urwahl wiederholen könnte. Scharping wurde seinerzeit nur mit einer relativen Mehrheit von 40,3 Prozent gewählt. Inzwischen sieht das Parteistatut eine Stichwahl unter den beiden Bestplatzierten vor, falls kein Kandidat im ersten Anlauf mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen kann. Gleichwohl gilt es als ausgeschlossen, dass Steinmeier und Steinbrück gegeneinander antreten. So bliebe nur ein "Stone" gegen Gabriel übrig. Offiziell soll Gabriel erst nach der Niedersachsen-Wahl am 20. Januar 2013 einen Personalvorschlag machen.Foto: Heimken/dpa

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