Frührentner sollen mehr hinzuverdienen können

München. Frührentner sollen künftig mehr Geld hinzuverdienen können als bisher: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die starre Grenze von 400 Euro abschaffen, wie die "Süddeutsche Zeitung" gestern berichtete. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle begrüßte das Vorhaben

München. Frührentner sollen künftig mehr Geld hinzuverdienen können als bisher: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die starre Grenze von 400 Euro abschaffen, wie die "Süddeutsche Zeitung" gestern berichtete. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle begrüßte das Vorhaben.In Zukunft soll es dem Bericht zufolge möglich sein, durch Rente und Arbeitseinkommen insgesamt so viel zu verdienen wie früher durch das Gehalt. Für die Berechnung dieser Obergrenze solle das Jahr mit dem höchsten Einkommen der letzten 15 Jahre maßgeblich sein. Bislang dürfen Menschen, die vor Erreichen ihrer Altersgrenze in den Ruhestand gehen, nur 400 Euro im Monat hinzuverdienen. Was darüber hinausgeht, wird schrittweise auf das Altersgeld angerechnet.

Von der neuen Kombirente würden dem Bericht zufolge aber nicht alle Frührentner profitieren. Die gelockerten Grenzen für den Hinzuverdienst sollen demnach nur für Versicherte gelten, die mindestens 63 Jahre alt sind und 35 Versicherungsjahre nachweisen können. Brüderle sagte in Berlin, der Vorschlag gehe in die Denkrichtung der FDP.

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) äußerte sich positiv zu dem Vorschlag. "Wenn die Koalition die Hinzuverdienstgrenzen jetzt zumindest etwas weiter lockern will als ursprünglich geplant, ist das in jedem Fall zu begrüßen", sagte ein Sprecher. Die BDA plädiert für einen kompletten Wegfall der Hinzuverdienstgrenzen. "Sie wirken für die Betroffenen manchmal wie ein Arbeitsverbot und sind in der Anwendung kompliziert", sagte der Sprecher. "Die Kombirente löst die Probleme der Rente mit 67 nicht", sagte hingegen DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "SZ". Die Betroffenen könnten dann zu ihrer Altersrente mehr als bislang dazuverdienen, müssten aber höhere Abschläge in Kauf nehmen. Und sie bekämen ihre Rente auf Dauer um bis zu 14,4 Prozent gekürzt.

Als verfehlt bezeichnete Buntenbach in einer Erklärung zudem von der Leyens Pläne für eine Zuschussrente, bei denen Geringverdiener ihre Altersbezüge durch staatliche Leistungen aufgestockt bekommen sollen. "Auch die neue Zuschussrente bleibt nicht mehr als ein Feigenblatt für den geplanten Raubbau an der Rente", erklärte sie.

Vor einem "Trend zur Frühverrentung" warnte SPD-Arbeitsmarktexpertin Anette Kramme in Berlin. Eine großzügigere Ausgestaltung der Grenze dürfe nicht dazu führen, dass am Ende "ein Kombilohnmodell" entstehe, sagte der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer. Ähnlich äußerte sich der Sozialverband VdK. Kramme räumt zwar ein, dass die geplante Regelung für Menschen, die etwas hinzuverdienen wollten, positiv sein könne. Für 75- oder 80-Jährige führe sie jedoch in die Altersarmut. Damit werde der beabsichtigte Effekt ins Gegenteil umgekehrt.

Von der Leyen verabschiede sich mit ihren Plänen endgültig von der Armutsbekämpfung, kritisierte der Linken-Rentenexperte Matthias Birkwald. Die Mehrheit der von Altersarmut bedrohten Menschen werde an den zu hohen Zugangshürden für die Zuschuss- und die Kombi-Rente scheitern. afp

Foto: Hitij/dapd

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