Fronten im Iran verhärten sich

Teheran/London. Trotz aller internationalen Appelle drohen sich die Fronten im Iran weiter zu verhärten. Der oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei wies die Forderung von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi nach einer unabhängigen Überprüfung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl erneut zurück

Teheran/London. Trotz aller internationalen Appelle drohen sich die Fronten im Iran weiter zu verhärten. Der oberste Führer Ajatollah Ali Chamenei wies die Forderung von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi nach einer unabhängigen Überprüfung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl erneut zurück. Mussawi wirft dem Innenministerium und dem iranischen Wächterrat vor, an Manipulationen beteiligt gewesen zu sein, die zur Wiederwahl des erzkonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad am 12. Juni geführt hätten. "Ich fordere beide Seiten auf, die Jugend nicht emotional aufzustacheln, die Menschen nicht gegeneinander aufzuhetzen und die Einheit der Nation nicht weiter zu beschädigen", forderte Chamenei gestern.

Zehntausende waren aus Protest gegen "Wahlbetrug" auf die Straße gegangen, bei blutigen Zusammenstößen mit der Staatsmacht kamen seit der Wahl mindestens 25 Menschen ums Leben. Nach Forderungen von US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die demokratischen Rechte der Iraner zu achten und die iranischen Nuklearpläne zu beenden, attackierte Ahmadinedschad (Foto: dpa) den Westen scharf. "Diesmal wird die iranische Nation entschieden und klar antworten, sodass ihr (der Westen) beschämt seid und bereut", drohte er. Offenkundig mit Blick auf den Atomstreit fügte er hinzu: "Ohne jeden Zweifel wird die neue iranische Regierung dem Westen entschiedener und machtvoller begegnen." Der frühere iranische Atom-Chefunterhändler Ali Laridschani rief den Westen auf, das "demokratische Leben" in seinem Land zu respektieren. "Der Iran ist nicht der Irak oder Afghanistan."

Mussawi fordert die Annullierung der Abstimmung vom 12. Juni und Neuwahlen. Die vom Wächterrat angebotene Teilnahme an der Überprüfung von zehn Prozent der Stimmen in einem Sonderausschuss - ein Novum, wie es hieß - lehnte er ebenso wie der gleichfalls unterlegene Präsidentschaftskandidat Mehdi Karrubi ab. Beide argumentieren, auch die Mitglieder dieses Sonderausschusses seien nicht unparteiisch.

Zudem habe es bei Weitem mehr Unregelmäßigkeiten als bei zehn Prozent der abgegebenen Stimmen gegeben. Die iranische Führung lehnt sowohl die Bildung eines unabhängigen Überprüfungsausschusses als auch Annullierung und Neuwahlen kategorisch ab.

Unterdessen wurden neun örtliche Mitarbeiter der britischen Botschaft im Iran festgenommen. Einige seien gestern aber bereits wieder freigelassen worden, sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums in London. Den Festgenommenen werde vorgeworfen, in die Proteste der Opposition gegen die umstrittenen Wahlen verwickelt zu sein. Die Außenminister der 27 EU-Staaten wollten in Korfu ihren Appell an die iranische Führung bekräftigen, nach einer friedlichen Lösung der Krise zu suchen. dpa

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