Front National kämpft mit harten Bandagen

Paris · Vor der zweiten Runde der Regionalwahlen teilt der Front National kräftig gegen die Regierung aus. Die Rechtspopulisten dürften am Sonntag mindestens eine Region gewinnen.

"Wir sind bereit" rufen die Anhänger von Marion Maréchal-Le Pen in der Messehalle von Marseille. Bereit, die Verantwortung in der Mittelmeerregion Provence Alpes-Côte d'Azur (PACA) zu übernehmen, wenn die Kandidatin des rechtspopulistischen Front National (FN) am Sonntag die Stichwahl der Regionalwahlen gewinnt. Knapp 41 Prozent der Stimmen hat die 26-Jährige in der ersten Runde bekommen, gut 15 Prozentpunkte mehr als der konservative Kandidat Christian Estrosi.

Die Abgeordnete sah wie die sichere Siegerin in der Urlaubsregion aus. Doch die Sozialisten (PS) riefen noch in der Wahlnacht zum Verzicht ihrer Kandidaten in der Mittelmeerregion und in Nordfrankreich auf, wo FN-Chefin Marine Le Pen antritt, um eine Front gegen die Rechtspopulisten zu bilden.

"Vier Tage vor den Wahlen bleibt ihnen nur die Botschaft der Angst, um die Hoffnung auf einen Sieg zu wahren", reagierte Maréchal-Le Pen in Marseille. Sie hält an ihrem Kurs fest: Das Geld für die Familienplanung will sie streichen, um die Abtreibung nicht zu "banalisieren". Ihre Tante will im Norden die Regionalhilfen für alle Organisationen abschaffen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Das gilt insbesondere in der Hafenstadt Calais, wo rund 5000 Flüchtlinge in wilden Lagern leben und wo Le Pen in der ersten Runde knapp 50 Prozent der Stimmen bekommen hatte. Ihre erste Tat als Regionalpräsidentin werde eine Klage gegen den Staat wegen der Situation in Calais sein. Die Parteichefin verband ihre Ankündigung mit einer Kampfansage: "Ich werde der Regierung das Leben vergällen, jeden Tag, jede Woche." Die Anwältin zeigte sich aggressiv. Doch eine neue Umfrage sieht die 47-Jährige in ihrer Region hinter dem konservativen Kandidaten Xavier Bertrand , der auf 53 Prozent kommen könnte. Ähnlich sieht es in der Mittelmeerregion aus, wo Estrosi mit 54 Prozent vorne liegt. Dennoch dürfte der FN am Sonntagabend einen Sieg feiern: "Eine Region ist fast sicher für den FN", sagt Jean-Daniel Lévy vom Meinungsforschungsinstitut Harris Interactive voraus. Diese Region könnte Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne sein. Dort verweigerte der sozialistische Kandidat Jean-Pierre Masseret nämlich den Rückzug zugunsten seines konservativen Konkurrenten. Damit hat der nach der ersten Runde führende FN-Vize Florian Philippot beste Chancen, mit dem klar gegen die EU gerichteten Programm des FN die Grenzregion zum Saarland zu gewinnen.

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