Friedrich trifft mit Merkel-Kritik einen Nerv bei der CDU

Berlin · Wenn es um den Kurs ihrer CDU geht, spricht Angela Merkel gern von einem festen Kompass. "Freiheit des Einzelnen, Verantwortung für unseren Nächsten", definierte die Kanzlerin das christdemokratische Leitsystem gerade beim Parteitag in Köln.

Dass die CDU damit in mittlerweile 14 Merkel-Jahren als Vorsitzende stark in die Mitte gerückt ist, löst in den eigenen Reihen immer wieder Rumoren aus. Spätestens die stolzen 41,5 Prozent der Union bei der Wahl 2013 ließen Mahner vom konservativen Flügel aber verstummen. Nun facht ausgerechnet Ex-Minister Hans-Peter Friedrich (CSU ) eine Debatte an.

Dabei ist es vor allem das Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD), das neue Fragen für die Union aufwirft. Auch wenn Merkel darin ausdrücklich kein exklusives Problem der CDU sehen will. Mit seinen nachweihnachtlichen Nadelstichen gegen die Kanzlerin lenkt Friedrich - einst Innen- und Agrarminister - aber den Blick auf den rechten Rand der Parteienlandschaft. Es drohe eine außerparlamentarische Opposition, konstatierte er im "Spiegel".

Appelle nach dem Motto "Stammkundschaft vor Laufkundschaft" bekam Merkel auch schon von anderen internen Kritikern zu hören. Viele Mitglieder von CDU und CSU hadern nach wie vor damit, wie abrupt Merkel zum Beispiel von Wehrpflicht und Atomenergie abrückte. Das greift nun auch Friedrich auf, wenn er der Kanzlerin ein Mitschwimmen im Umfrage-Mainstream ankreidet. Aufwühlen dürfte seine Kritik die Union aber kaum. Zu stark ist das Gefühl der Zufriedenheit. Merkel ist unumstritten, auch wenn sie mit 96,7 Prozent nur ihr zweitbestes Ergebnis als Vorsitzende bekam. In Umfragen steht die Union stabil über der 40-Prozent-Marke und hält die mitregierende SPD auf Distanz. Allerdings schwant auch Christdemokraten, dass nicht alles einfach so weitergehen muss. Merkel betont das klare Nein zu Kooperationen mit der AfD. Ob man die Rechtskonservativen besser völlig ignorieren oder offensiv bekämpfen sollte, ist in der CDU aber nicht ganz so klar.

Dass ausgerechnet Friedrich seine Breitseite abfeuerte, sehen manche aber auch einfach als "Nachtreten" wegen seines erzwungenen Rücktritts im Zuge der Affäre um den SPD-Politiker Sebastian Edathy .

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