Strafverfahren gegen US-Milliardär Sex-Skandal von präsidialem Ausmaß

Washington/New York · US-Milliardär Jeffrey Epstein soll 30 Mädchen missbraucht haben. Im Verfahren fielen auf der Suche nach Zeugen Namen wie Donald Trump und Bill Clinton.

 Hat US-Milliardär Jeffrey Epstein Sex-Partys mit Politikern veranstaltet?

Hat US-Milliardär Jeffrey Epstein Sex-Partys mit Politikern veranstaltet?

Foto: AP/Palm Beach Sheriff's Office

Im Jahr 2002 gab der damalige Immobilien-Investor Donald Trump dem „New York Magazine“ ein Interview mit einer Aussage, die er vermutlich heute bedauert. Sein guter Bekannter, der heute 66-jährige Milliardär Jeffrey Epstein, sei ein „super Kerl. Es macht Spaß in seiner Gesellschaft. Man sagt, dass er schöne Frauen noch mehr mag als ich selbst. Und viele von ihnen sind auf der jüngeren Seite“, so Trump.

Gestern wurde Epstein, der wie Trump in Palm Beach (Florida) ein herrschaftliches Anwesen besitzt, in Handschellen einem Bundesrichter in Manhattan vorgeführt. Dort musste er sich die Anklage anhören, die Ermittler in New York und das FBI zusammengestellt haben – und in der ihm Menschenhandel und der Missbrauch von mehr als 30 Minderjährigen vorgeworfen wird. Es ist ein Strafverfahren, das nach Ansicht von Insidern enorme Brisanz besitzt – und in dessen Verlauf auch die Namen von mehreren Prominenten fallen dürften. Neben Donald Trump sind dies vor allem Ex-Präsident Bill Clinton, ebenfalls ein enger Freund von Epstein, sowie der bekannte US-Rechtsprofessor Alan Dershowitz wie auch Großbritanniens Prinz Andrew. Auch wenn es bisher keine klaren Indizien dafür gibt, dass diese Personen im Zuge ihrer Bekanntschaft mit dem Milliardär und Jet-Setter strafbare Handlungen begangen haben, so könnten doch neue Beweismittel durchaus zu unangenehmen Entdeckungen führen. Anwalt David Boies, der mehrere der mutmaßlichen Epstein-Opfer vertritt, formulierte deshalb am Wochenende seine Erwartungen so: Er hoffe, dass die Strafverfolger nicht mit dem jetzt festgenommenen Epstein aufhören würden, denn es gebe „viele andere, die sich an seinen Taten beteiligt haben“.

Ob Boies, der einst für Microsoft in Kartellverfahren gegen die US-Regierung antrat, damit auch Bill Clinton meinte, bleibt abzuwarten. Gerichtsdokumente aus einem früheren Verfahren gegen Epstein aus dem Jahr 2008, das mit einer extrem milden Strafe von 13 Monaten Haft im privaten Flügel eines Gefängnisses mit Ausgangsprivilegien geendet hatte, zeigen: Clinton nahm – ohne Begleitung seiner Ehefrau Hillary – an mindestens 26 Flügen im Privatjet Epsteins teil, die meistens auf die Virgin Islands führten.

Dort soll Epstein – der sechsstellige Beträge für die Stiftung der Clinton-Familie gespendet hat – auf seinem Anwesen einen Teil der ihm vorgeworfenen Straftaten gegenüber den jungen Mädchen begangen haben, die er Berichten zufolge zunächst für „Massagen“ anheuerte, um sie dann zu missbrauchen. In seinem Umfeld war diese Vorliebe offenbar gut bekannt, denn Ermittler fanden heraus, dass diese Flüge auch als „Lolita Express“ bezeichnet wurden.

Auf mehreren dieser Reisen soll Clinton Medienberichten zufolge bewusst seine Bewacher vom Secret Service zurückgeschickt haben. Flugmanifeste belegen auch, dass Donald Trump mindestens einmal an einer Reise mit Epstein teilnahm. Auch der Name „Prinz Andrew“ fiel in diesem Zusammenhang. Dabei soll in den früheren Gerichtsakten in Florida auch ein höchst pikantes Foto existieren, das nun aufgrund des neuen Verfahrens in New York freigegeben werden könnte. Berichten zufolge handelt es sich um eine Aufnahme, auf der Epstein neben Prinz Andrew zu sehen ist, der seine Hand um eine junge, nur dürftig bekleidete Frau gelegt hat. Der Buckingham-Palast hat in der Vergangenheit – als erstmals der Name des Prinzen fiel – stets vehement dementiert, dass es zu strafbaren Handlungen gekommen ist. Doch nun werden aller Voraussicht nach neue Zeugen gegen Epstein auftreten, die auch dessen Freunde in ein neues Licht rücken könnten.

Pikant ist, dass Epstein seine milde Behandlung nach dem Bekanntwerden erster Vorwürfe vor elf Jahren – ihm drohte damals lebenslange Haft – dem früheren US-Staatsanwalt Alexander Acosta verdankt, der mit der Trump-Familie bekannt ist und derzeit im Kabinett des US-Präsidenten als Arbeitsminister dient.

„Ich denke, dass derzeit einige bekannte Persönlichkeiten gehörig ins Schwitzen kommen“, beschrieb die Journalistin Julie Brown von der Tageszeitung „Miami Herald“ die Lage. Sie könnte mit ihrer Einschätzung Recht behalten. In der Vergangenheit hatte sie bereits über Epstein und seinen Lebenswandel berichtet.

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