Freispruch für Villepin schockt Sarkozy

Paris. Nicolas Sarkozy wollte ihn "am Fleischerhaken aufhängen". Hartnäckig zerrte der französische Präsident seinen Dauerrivalen Dominique de Villepin (Foto: afp) vor Gericht, um ihn als Anstifter eines Verleumdungskomplotts hinter Gitter zu bringen. Doch die Richter waren nicht bereit, Sarkozy zu seinem 55. Geburtstag ein Geschenk zu machen

Paris. Nicolas Sarkozy wollte ihn "am Fleischerhaken aufhängen". Hartnäckig zerrte der französische Präsident seinen Dauerrivalen Dominique de Villepin (Foto: afp) vor Gericht, um ihn als Anstifter eines Verleumdungskomplotts hinter Gitter zu bringen. Doch die Richter waren nicht bereit, Sarkozy zu seinem 55. Geburtstag ein Geschenk zu machen. Im Gegenteil: Sie sprachen Villepin in allen Punkten frei und ebneten ihm damit den Weg für seine Kandidatur gegen Sarkozy bei der Präsidentenwahl 2012. Jetzt muss Sarkozy um seine Wiederwahl bangen. Denn Villepin könnte ihm entscheidende Stimmen nehmen. Mit Grauen erinnert man sich im Élyséepalast an 2002, als die Spaltung des linken Lagers dem Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl gegen Jacques Chirac verhalf. Nach Sarkozys Wahl zum Staatschef 2007 schien Villepin politisch am Ende. Jetzt hat ihn der Prozess, der ihn endgültig von der politischen Bühne schieben sollte, ins Rennen zurückgebracht. Er habe bei dem Prozess nur gewinnen können, sagte Villepin in einem "imaginären Interview" mit einer Satirezeitung: "Werde ich verurteilt, bin ich ein Märtyrer. Werde ich reingewaschen, bin ich ein Held." Und er jubelt: "Bei der Präsidentenwahl 2012 reichen kleine zwei Prozent, um Sarkozy zu versenken." Villepin soll diese ihm untergeschobenen Sätze privat tatsächlich geäußert haben. Gestern stellte er klar: "Sarkozy wollte aus mir einen Unberührbaren machen. Das Gegenteil ist geschehen." Denn jetzt steht im Duell der beiden Super-Egos nicht mehr Sarkozy als Opfer des Verleumders Villepin dar, sondern der frühere Außen- und Premierminister als Opfer der Verbissenheit Sarkozys.Am Anfang der Staatsaffäre stand ein Waffengeschäft. Beim Verkauf von Fregatten an Taiwan 1991 soll eine halbe Milliarde Dollar Schmiergeld geflossen sein. Das Geld blieb lange verschwunden, doch 2004 tauchte es scheinbar auf Kontenlisten der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream auf. In diesen Dokumenten fand sich nicht nur der Name von Sarkozy, sondern auch von anderen Persönlichkeiten. Es dauerte Monate, bis sich die Listen als gefälscht erwiesen. Sarkozy vermutete eine Intrige, um ihn auf dem Weg ins Präsidentenamt zu stoppen. Den Hauptverdächtigen hatte er schnell ausgemacht: Villepin, der vor der Wahl von 2007 selbst auf die Kandidatur bei den Konservativen für die Präsidentschaftswahl spekulierte. "Wenn ich den Mistkerl kriege, der diese Affäre angezettelt hat, wird er am Fleischerhaken enden", ließ Sarkozy sich zitieren. Für Aufregung sorgte auch, dass der Staatschef in einem TV-Interview Villepin und die anderen Angeklagten noch im laufenden Prozess als "Schuldige" vorverurteilte. Schuldig gesprochen wurden nun nur drei Angeklagte: Der ehemalige Vize-Präsident der Airbus-Mutter EADS, Jean-Louis Gergorin, soll Drahtzieher der Verleumdung sein. Er hatte die ominösen Listen anonym an einen Richter weitergegeben, wodurch die Schmiergeldvorwürfe ans Licht der Öffentlichkeit kamen.

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