Flug ins Land der Eisvulkane

Saarbrücken. In jedem Frühling ereignet sich in den Polarregionen des Mars ein fantastisches Schauspiel. Dort brechen tausende Geysire aus. Während auf der Erde kochend heißer Wasserdampf aus dem Boden schießt, dringt auf dem Mars minus 125 Grad kaltes Kohlendioxidgas durch Löcher und Spalten im Boden

Saarbrücken. In jedem Frühling ereignet sich in den Polarregionen des Mars ein fantastisches Schauspiel. Dort brechen tausende Geysire aus. Während auf der Erde kochend heißer Wasserdampf aus dem Boden schießt, dringt auf dem Mars minus 125 Grad kaltes Kohlendioxidgas durch Löcher und Spalten im Boden. Die Gasfontänen erreichen Höhen von mehreren hundert Metern und reißen Staub und Steine mit. Forscher der Universität von Arizona haben das Schauspiel auf Fotos von Sonden entdeckt, die den Planeten umkreisen.

Am 25. Mai soll erstmals eine Raumsonde in den arktischen Regionen des Mars landen. Dann ist es dort allerdings schon deutlich wärmer. Bei ständigem Tageslicht steigen die Temperaturen auf Werte zwischen minus 73 und minus 33 Grad Celsius. Bei diesen Temperaturen gibt es praktisch keine Chance mehr, einen solchen Ausbruch zu beobachten, so der stellvertretende Manager der Phoenix-Mission, David Spencer von der amerikanischen Nasa.

Ziel der 325 Millionen Dollar teuren Phoenix-Mission ist jedoch auch nicht die Suche nach spektakulären Gasfontänen, sondern nach Wassereis und möglichen Lebensspuren. Bisher haben die Forscher keine direkten Beweise für Wassereis am Marsboden finden können, wenn auch die Messwerte der Raumsonden, die im Marsorbit kreisen, Hinweise darauf lieferten. Die amerikanischen Rover, die seit fünf Jahren über den steinigen Marsboden rollen, entdeckten Mineralien, die von ausgetrockneten Seen oder einstmals feuchtem Sand stammen könnten.

Die Chancen, gefrorenes Eis zu finden, sind für sie aber minimal, denn die Roboter kurven in den trockenen Äquatorregionen des Planeten herum, wo jeder Eiskristall an der Oberfläche sofort verdampft. Phoenix hat bessere Chancen, weil er in einer Region landen wird, in der die Messergebnisse der Raumsonden auf Eisvorkommen hindeuten.

Mit seinem Greifarm kann Phoenix aus bis zu einem Meter Tiefe Bodenproben entnehmen und direkt analysieren. Forscher des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Lindau (Westharz) haben eine Spezialkamera entwickelt, die mikroskopische Aufnahmen von Mars-Bodenproben machen wird. Anschließend werden Proben des Materials in acht Miniöfen auf bis zu 1000 Grad Celsius erhitzt. Dabei entsteht Gas, das auf Wasser und organische Moleküle untersucht wird.

Im Unterschied zu den drei vergangenen Marslandungen soll Phoenix nicht von Airbags gedämpft auf den Boden aufschlagen, sondern wird ähnlich wie die beiden Viking-Sonden in den siebziger Jahren auf den letzten Metern von Raketen gebremst. Die Raumfahrtingenieure haben sich für dieses Verfahren entschieden, um möglichst sofort nach der Landung mit den Experimenten beginnen zu können. Denn Phoenix muss sein Aufgabenpensum innerhalb von nur 90 Tagen erledigen. Danach fällt nicht mehr genug Sonnenlicht auf den arktischen Landeplatz, und es wird wieder eiskalt. Im folgenden Marswinter friert die Elektronik der Sonde ein und eine dünne Schicht aus Kohlendioxideis überzieht den gesamten Landeapparat. Die Chance, dass Phoenix die folgenden elf Monate Dauerfrost von minus 130 Grad Celsius übersteht, gilt als verschwindend gering.

Hintergrund

40 Raumsonden haben Amerikaner, Russen, Europäer und Japaner schon zum Mars geschickt. Nur 14 Missionen hatten Erfolg. Die 670 Kilogramm schwere Sonde Phoenix startete am 4. August 2007. Sie soll als erstes Raumfahrzeug am Mars-Nordpol landen. Sie besteht aus Bauteilen, die ursprünglich für die Mission Polar Lander entwickelt wurden. Diese Sonde stürzte im Dezember 1999 wegen eines technischen Defekts auf dem Mars ab.

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