Flug-Absagen isolieren Israel

Gaza/Tel Aviv · Der Gazakrieg bringt jetzt auch wirtschaftliche Folgen für Israel. Viele Airlines, darunter die deutschen, fliegen wegen der Raketengefahr vorerst nicht nach Tel Aviv. In Israel wird dies als Druckmittel empfunden.

Die Streichung zahlreicher internationaler Flüge nach Israel setzt das Land nun auch wirtschaftlich unter Druck. Viele Airlines stellten ihre Verbindungen zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wegen des andauernden Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen vorübergehend ein. Für Israel ist Ben Gurion gewissermaßen das "Tor zur Welt".

Der israelische Luftfahrt-Experte Efraim Kommissar sagte dem Sender Arutz 7, die USA wollten mit der Einstellung des Flugverkehrs nach Tel Aviv politischen Druck auf die Regierung in Jerusalem ausüben. Sie wollten den Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas damit "Rückenwind verleihen", sagte Kommissar.

Die US-Regierung bestritt eine derartige Motivation. Die Maßnahme diene einzig dazu, amerikanische Bürger und Airlines zu schützen, sagte US-Außenminister John Kerry nach Angaben seines Ministeriums in einem Gespräch dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu .

Es war das erste Mal seit 1991, dass ausländische Fluggesellschaften in größerer Zahl den Betrieb nach Israel einstellten. Im damaligen Golfkrieg der USA und ihrer Verbündeten gegen die irakische Besetzung von Kuwait hatte der irakische Diktator Saddam Hussein Scud-Raketen auf Israel abschießen lassen. Israelische Medien sorgten sich gestern vor den wirtschaftlichen, aber auch psychologischen Folgen im Falle einer länger anhaltenden Lähmung des Flugverkehrs. "Wenn die Aussetzung (der Flüge ) dauerhaft anhält, dann wird das eine unerträgliche Situation für die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schaffen", schrieb die Zeitung "Haaretz".

Der israelische Präsident Schimon Peres kritisierte die Streichung internationaler Flüge nach Israel. "Die richtige Antwort ist nicht, Flüge zu streichen, sondern die Raketen (der Hamas) zu stoppen", sagte er bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Jerusalem .

Nachdem Raketenteile in der Nähe des Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv gefunden worden waren, hatten amerikanische und europäische Fluggesellschaften vorübergehend Flüge nach Tel Aviv eingestellt, darunter auch die Lufthansa und Air Berlin. Die Maßnahme soll vorerst bis einschließlich heute gelten.

Im Gazastreifen hielten die Kämpfe indes unvermindert an. Die Zahl der Toten stieg gestern auf 672, teilten die örtlichen Rettungsdienste mit. 4240 Menschen wurden nach diesen Angaben verletzt. Auf israelischer Seite stieg die Zahl der getöteten Soldaten auf mindestens 29.

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HintergrundDie judenfeindlichen Äußerungen bei Demonstrationen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen schlagen immer höhere Wellen. Gestern machten die Spitzen der deutschen Politik ihre Empörung deutlich. Bundespräsident Joachim Gauck bekundete den hier lebenden Juden seine Solidarität. Er nehme ihre Sorgen sehr ernst, sagte er in einem Telefonat mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) ließ ausrichten, antisemitische Straftaten würden konsequent verfolgt. epd

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