Laschet und Söder im Corona-Krisenmanagement Fernduell der Landesfürsten wird härter

Berlin · Armin Laschet und Markus Söder widersprechen sich in der Corona-Krise gerne. Dabei geht es auch um Macht.

 Derzeit nur selten einer Meinung: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (links) und sein bayrischer Amtskollege Markus Söder.

Derzeit nur selten einer Meinung: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (links) und sein bayrischer Amtskollege Markus Söder.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Als Armin Laschet am Mittwochmorgen im TV auf die im Vergleich zu Markus Söder deutlich schlechteren Werte für sein Corona-Krisenmanagement angesprochen wird, reagiert er pampig. „Ich weiß nicht, ob das ihr Ernst ist, dass sie angesichts dieses Themas Umfragewerte messen“, raunzt der Ministerpräsident die Fragestellerin an. „Absurd“ sei das.

Das Fernduell zwischen dem nordrhein-westfälischen Landesfürsten und seinem bayerischen Amtskollegen wird eindeutig härter. Schlägt der eine etwas vor, ist der andere dagegen. Laschet ist seit Tagen dabei, über eine stufenweise Rückkehr zur Normalität zu philosophieren. Für Söder kommt die Debatte darüber nach wie vor zu früh. Der CSU-Mann wiederum machte am Dienstag deutlich, dass eine Maskenpflicht wohl unumgänglich sein werde. Prompt widersprach CDU-Mann Laschet: „Eine Maskenpflicht für ganz Deutschland sehe ich derzeit nicht.“

Der Aachener hält sich für den Besonneneren, er glaubt, dass man schon jetzt in aller Offenheit die Zeit nach den rigiden Corona-Maßnahmen in den Blick nehmen muss. Die Politik könne nicht Ende April einfach verkünden, aus den Beschränkungen auszusteigen und alles wieder zu öffnen, so Laschet. Der Bürger müsse nachvollziehen können, „warum man das macht und was abgewogen wird“. Außerdem gebe es bereits „Opfer des Shutdown“. Söder wiederum geht anders vor, und er findet sich sowieso zupackender: Der Bayer bittet die Menschen lieber um Geduld, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Durchaus möglich ist schließlich, dass die Einschränkungen über den 20. April hinaus verlängert werden.

Was steckt aber genau hinter dem Duell? Insider sagen, Laschet fühle sich wie einst Horst Seehofer. Der damalige CSU-Chef war 2015 und danach erfolglos gegen die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin angerannt. Diesmal halte Laschet nicht nur Söders Vorgehen, sondern auch das der Kanzlerin für falsch. Merkel ist der Meinung, dass das Nachdenken über die schrittweise Rückkehr zur Normalität  möglichst hinter verschlossenen Türen stattfinden soll. So wie Söder. Ähnlich hat es Merkel auch in der Finanz- und der Flüchtlingskrise gehalten. Es wurde einfach gehandelt, „alternativlos“, wie sie einmal meinte. Laschet befürchtet in der Folge erneut einen erheblichen Vertrauensverlust.

Eine Rolle spielt zudem die offene Personal- und Machtfrage in der Union. Laschet will CDU-Vorsitzender werden, was verbunden sein dürfte mit der Kanzlerkandidatur. Vor Corona hatte er die besten Chancen auf beide Ämter. Jetzt ist alles wieder offen. Weil Söder im inoffiziellen Wettbewerb um das erfolgreichste Krisenmanagement haushoch führt – der Bayer kann zwar nicht CDU-Chef werden, dafür aber Kanzlerkandidat. Und es hat den Anschein, dass er immer mehr Gefallen an dieser Vorstellung findet.

Hinzu kommt noch ein weiterer Faktor, den Laschet nun berücksichtigen muss: In sein Team für den CDU-Vorsitz hat er Gesundheitsminister Jens Spahn geholt. Er soll Parteivize werden. Spahn spielt derzeit eine sehr aktive Rolle beim Kampf gegen das Virus. In der Union hat er zudem plötzlich nur noch Freunde. Was, wenn Spahn also doch noch ausschert und auf dem Parteitag seinen Hut für den Chefsessel in den Ring wirft? Den beiden anderen Bewerbern, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, wird im Moment keine Gewinnaussicht eingeräumt. Spahn schon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort