Fastnacht und ihre Grenzen

Reichertshausen/Wasungen · Die kleine Gemeinde Reichertshausen unweit von Ingolstadt taugt normalerweise nicht für Schlagzeilen. Im Ort geht es gemütlich zu. Seit Sonntag ist alles anders. Eine Panzerattrappe mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr", die beim Faschingsumzug mitfuhr, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Gerade eine Woche ist es her, dass die AfD-Vorsitzende Frauke Petry den Einsatz von Waffen gegen Flüchtlinge an den deutschen Grenzen zum Thema machte. Der zum Wehrmachtspanzer gestaltete Wagen samt Spruch kann als Unterstützung der Forderung aus der rechtspopulistischen Partei gesehen werden.

Der Wagen in Oberbayern ist kein Einzelfall. Auch im thüringischen Wasungen gibt es Ärger um einen Motivwagen mit ausländerfeindlichem Zungenschlag. Dargestellt wurde eine riesige Lokomotive, auf der die Worte "Balkan-Express" und "Die Plage kommt" zu lesen waren. In beiden Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft . Sie muss herausfinden, ob Volksverhetzung vorliegt. In den sozialen Netzwerken hagelt es Kritik. "Ich schäme mich für Euch" ist noch einer der harmloseren Kommentare, der sich an die Veranstalter in Oberbayern richtet.

Der "Oberilmtaler Carneval-Verein" (OCV) ist eine honorige Gesellschaft. Zum "Hofstaat" gehört auch Konrad Moll, der für die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) im Gemeinderat von Reichertshausen sitzt. Jahr für Jahr organisiert der 52-Jährige den Faschingszug, auf den alle im Ort mächtig stolz seien.

Die seitlich angebrachten Schriftzüge "Ilmtaler Asylabwehr" und "Asylpaket III" seien ihm in der Hektik bei der Abnahme der Wagen gar nicht aufgefallen, rechtfertigt sich Moll.

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