Evangelische Kirche verlangt mehr Einsatz für Bildung

Hannover. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verlangt grundlegende Schulreformen, damit alle Kinder gleiche Chancen erhalten. Mehr Bildungsgerechtigkeit sei überfällig, heißt es in einem gestern auf der EKD-Synode in Hannover diskutierten Papier. Darin werden mehr Ganztagsangebote sowie bessere Möglichkeiten zur Integration von Behinderten und Migranten gefordert

Hannover. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verlangt grundlegende Schulreformen, damit alle Kinder gleiche Chancen erhalten. Mehr Bildungsgerechtigkeit sei überfällig, heißt es in einem gestern auf der EKD-Synode in Hannover diskutierten Papier. Darin werden mehr Ganztagsangebote sowie bessere Möglichkeiten zur Integration von Behinderten und Migranten gefordert. Kindergartenplätze sollten möglichst beitragsfrei sein, schreiben die Autoren des Papiers mit dem Titel "Niemand darf verloren gehen". Kein Schulbesuch dürfe ohne Abschluss bleiben und kein Schulabgänger ohne Ausbildungsanschluss. Bund und Länder werden aufgefordert, die Bildungsausgaben bis 2015 auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, beklagte vor dem Kirchenparlament eine wachsende Bildungskluft, die überwunden werden müsse. Die evangelische Kirche will zudem, dass der Religionsunterricht in allen Bundesländern fest verankert bleibt, er müsse Verfassungsrang haben.Neben dem Schwerpunktthema Bildung soll auf dem Kirchentreffen heute der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Foto: epd) zum Nachfolger der nach einer Alkoholfahrt zurückgetretenen Margot Käßmann an die EKD-Spitze gewählt werden. Gelingt seine Wahl, bekommt die Kirche einen Steuermann mit politischem Profil. Die Atompolitik, der Afghanistan-Einsatz, die Integrationsdebatte, Hartz IV oder die Ladenöffnung an Sonntagen - zu allem findet der 63-Jährige ebenso kritische und klare Worte wie seine Vorgängerin. Nach dem plötzlichen Abgang von Käßmann im Februar trat Schneider in stürmischen Zeiten ans Ruder, Bedenkzeit hatte er praktisch keine. Unter seinem amtierenden Vorsitz glätteten sich schon bald die Wogen. Und schnell war klar, dass der Präses regulärer Nachfolger Käßmanns werden soll. Schneider wurde 1947 in Duisburg als Sohn eines Stahlarbeiters geboren. Nach seiner Ordination 1976 arbeitete er zunächst als Gemeindepfarrer in Duisburg-Rheinhausen. Auch als Superintendent des Kirchenkreises Moers ab 1987 blieb er seinem Motto treu, "den Sorgen der Menschen Ausdruck und eine Stimme geben" zu wollen. Der fußballbegeisterte Familienvater suchte stets das Gespräch mit allen Gesellschaftsschichten. 1997 wurde er Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, 2003 Oberhaupt der mit drei Millionen Gläubigen zweitgrößten Landeskirche. epd/dpa

HintergrundDie evangelische Kirche hat die Wirtschaftskrise besser als erwartet überstanden. Der Einbruch der Kirchensteuer-Einnahmen sei 2009 und 2010 geringer als berechnet, sagte der Vorsitzende des Finanzbeirates, Klaus Winterhoff. Für das laufende Jahr müssten einige Kirchen noch mit Einbußen von bis zu sechs Prozent rechnen, andere könnten bereits wieder Zuwächse verbuchen. Das Finanzvolumen aller 22 Landeskirchen liegt bei rund zehn Milliarden Euro. epd

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