EU warnt vor Flucht nach Europa

Athen/Idomeni · Nach der weitgehenden Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge warnt EU-Ratspräsident Donald Tusk Migranten vor der Überfahrt nach Europa aus wirtschaftlichen Gründen. Der "Prozess des Durchwinkens" werde aufhören, sagte Tusk gestern nach einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras . "Und deswegen appelliere ich an alle potenziellen illegalen Wirtschaftsmigranten - egal woher sie stammen: Kommen Sie nicht nach Europa.

Glauben Sie nicht den Schmugglern. Riskieren Sie ihr Leben und ihr Geld nicht."

Athen rechnet mit mehr als 150 000 Migranten und Flüchtlingen, die nach der Schließung der Balkanroute im Lande bleiben werden. Aus diesem Grund werden mehrere Aufnahmelager gebaut. Allein am Vortag seien rund 2000 Migranten neu aus der Türkei nach Griechenland gekommen, sagte der für den Bürgerschutz zuständige Minister Nikos Toskas im Fernsehen.

Die mazedonische Polizei ließ vorgestern und gestern insgesamt 510 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak einreisen. An der Grenze harren mehr als 11 000 Menschen aus. Auf der griechischen Seite der Grenze zu Mazedonien bei Idomeni kam es erneut zu Protesten: Unzufriedene Flüchtlinge und Migranten legten den Eisenbahnverkehr lahm. Hunderte Menschen blockierten einen Güterzug. Die humanitäre Situation sei untragbar, teilte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mit.

Tsipras kritisierte die Weigerung einiger EU-Staaten, an der beschlossenen Umsiedlung von Flüchtlingen teilzunehmen. Beim EU-Türkei-Gipfel am Montag in Brüssel werde Griechenland Sanktionen gegen die EU-Staaten fordern, die die Beschlüsse nicht in die Tat umsetzen. "Griechenland wird auf keinen Fall ein Lager für verlorene Seelen werden", sagte Tsipras. Er will nach dem Gipfel zu einem griechisch-türkischen Treffen reisen und für eine beschleunigte Rückführungen nicht asylberechtigter Migranten werben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort