EU-Spitze drängt jetzt auf raschen Austritt der Briten

London/Brüssel · Die historische Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, jagt Schockwellen über den Kontinent: Der Traum vom geeinten Europa ist geplatzt. Während sich im Königreich die Spaltung der Lager vertieft, suchen die übrigen Staaten einen Plan B.

Mitten in der schwersten Krise der EU hat die Mehrheit der Briten bei einem Referendum für den Austritt aus der Gemeinschaft gestimmt. Nach einem erbitterten Wahlkampf entschieden sich 51,9 Prozent für den Bruch mit Brüssel. Vor allem die Angst vor weiterer Zuwanderung und die Sorge um die nationale Souveränität hatten dem Brexit-Lager großen Zulauf beschert. Großbritannien ist damit das erste Land, das die EU verlässt. Die Entscheidung löste weltweit Turbulenzen an den Börsen aus.

Während die britische Führung bei den Verhandlungen über den Ausstieg offensichtlich auf Zeit spielen will, drängt die EU-Spitze zur Eile. "Jede Verzögerung würde die Unsicherheit unnötig verlängern", erklärten Kommissionschef Jean-Claude Juncker , Ratspräsident Donald Tusk und Parlamentschef Martin Schulz . Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn forderte eine schnelle, zivilisierte "Scheidung". Kanzlerin Angela Merkel nannte das Votum einen "Einschnitt" für Europa. Bereits heute tagen die Außenminister der sechs EU-"Gründerstaaten" in Berlin, um über die Folgen des Brexit zu beraten.

Auch dem Vereinigten Königreich selbst könnte ein Zerfall drohen. So strebt die schottische Regierungspartei SNP nun einen neuen Volksentscheid zur Loslösung von London an, um allein in der EU bleiben zu können. Bei dem Referendum hatten Schotten und Nordiren mehrheitlich für den Verbleib in der EU votiert. In London, wo ebenfalls die Mehrheit gegen den Brexit entschied, setzen sich nun Zehntausende dafür ein, die Unabhängigkeit der Hauptstadt zu erklären und in der EU zu bleiben. > und A 3: Berichte, : Meinung

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