Es wird immer enger für Nicolas Sarkozy

Paris. Außer Atem steht Nicolas Sarkozy auf dem monumentalen Trocadero-Platz in der Nähe des Eiffelturmes, der Schweiß rinnt ihm über die Stirn. Gerade hat sich der Präsident händeschüttelnd durch die begeisterte, dichte Menschenmenge gedrängt - 200 000 Anhänger nach seinen Worten, die zu seinem "echten Fest der Arbeit" am 1. Mai nach Paris gekommen sind

Paris. Außer Atem steht Nicolas Sarkozy auf dem monumentalen Trocadero-Platz in der Nähe des Eiffelturmes, der Schweiß rinnt ihm über die Stirn. Gerade hat sich der Präsident händeschüttelnd durch die begeisterte, dichte Menschenmenge gedrängt - 200 000 Anhänger nach seinen Worten, die zu seinem "echten Fest der Arbeit" am 1. Mai nach Paris gekommen sind. Solch eine Demonstration der Kraft, solch beeindruckende Bilder kurz vor der Stichwahl um das Präsidentschaftsamt am Sonntag hatte sich der konservative Kandidat gewünscht. "Umwerfend" findet Sarkozy die Mobilisierung seiner Anhänger.Sarkozy, der in den Umfragen nach wie vor weit abgeschlagen hinter dem sozialistischen Favoriten François Hollande liegt, hatte zuvor eine höchst patriotische Rede vor der Kulisse des Eiffelturms gehalten. Die französischen Arbeitnehmer umwarb er, denen er mit seiner Großkundgebung deutlich machen wollte, dass nicht nur die Gewerkschaften und die Linke den "Tag der Arbeit" für sich gepachtet hätten: Gegen Dumping aus Billiglohn-Ländern wolle er kämpfen, für ein starkes Frankreich, versprach Sarkozy. An die Wähler der Rechtsextremen Marine Le Pen richtete er zudem die Botschaft, dass er die "Identität", die "Lebensweise" und die "große Kultur" Frankreichs verteidigen werde.

Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde mit 17,9 Prozent überraschend stark abgeschnitten; mindestens 70 Prozent ihrer Anhänger müssten am Sonntag wohl für Sarkozy stimmen, damit der Präsident die Stichwahl gewinnt. Doch dieses Unterfangen ist für Sarkozy seit dem 1. Mai noch schwieriger geworden: Le Pen ließ bei ihrer Kundgebung gestern in Paris nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, dass sie Sarkozy für unwählbar hält. Er habe die nationale Souveränität aufgegeben, die Interessen der Banken verteidigt und die Immigration explodieren lassen, rief sie. Die Parteichefin der Front National (FN) ging mit Sarkozy genauso hart ins Gericht wie mit Hollande und kanzelte beide als Vertreter einer "politischen Elite" ab, die das einfache "Volk" verrate und verkaufe.

Zwar war erwartet worden, dass Le Pen ihre 6,4 Millionen Wähler aufrufen würde, bei der Stichwahl weder für Sarkozy noch für Hollande zu stimmen. Ihre rund einstündige Rede vor jubelnden FN-Anhängern im Zentrum von Paris geriet jedoch zu einer so scharfen Abrechnung mit dem Präsidenten, dass dabei vor allem eines klar wurde: Die Rechtsextreme ist immer noch mitten im Wahlkampf, denn ihre FN will es bei den Parlamentswahlen im Juni in die Nationalversammlung schaffen. Hollande wiederum konnte es sich am 1. Mai leisten, in der zentralfranzösischen Kleinstadt Nevers des verstorbenen sozialistischen Premierministers Pierre Bérégovoy zu gedenken. Sichtlich entspannt hielt er dort eine Ansprache, in der er natürlich auch Gewerkschaften und Arbeiter würdigte. Vor allem aber machte er mit Blick auf die vor 17 Jahren beendete, letzte Amtszeit eines sozialistischen Präsidenten deutlich: "Ich will der Nachfolger von François Mitterrand sein." An Sarkozy gerichtet fügte er selbstbewusst hinzu: "Wir sagen ihm schon jetzt: Tschüs!"

Vom Trocadero-Platz kam prompt die Antwort: "Arroganz" sei das von Hollande, wetterte Sarkozy. Der Sozialist werde am Ende "enttäuscht sein". Dabei setzt der Amtsinhaber auf das große Duell heute Abend: Dann bestreiten die beiden die einzige direkte Fernsehdebatte gegeneinander.Foto: Tribouillard/afp

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