"Es war nicht nur eine Frage von Wunschkonstellationen"

Herr Wowereit, Charlotte Britz hat das Wahlkampfmotto "Mut und Liebe" gewählt. Wie gefällt Ihnen das?Wowereit: Das ist ein sehr schönes Motto. Eine mutige Politik, aber vor allem die Liebe zur eigenen Stadt - das ist eine gute Kombination.Ihr eigener Wahlkampf in Berlin liegt noch nicht lang zurück

 Klaus Wowereit unterstützte gestern Charlotte Britz im Saarbrücker OB-Wahlkampf. Foto: Becker & Bredel

Klaus Wowereit unterstützte gestern Charlotte Britz im Saarbrücker OB-Wahlkampf. Foto: Becker & Bredel

Herr Wowereit, Charlotte Britz hat das Wahlkampfmotto "Mut und Liebe" gewählt. Wie gefällt Ihnen das?Wowereit: Das ist ein sehr schönes Motto. Eine mutige Politik, aber vor allem die Liebe zur eigenen Stadt - das ist eine gute Kombination.

Ihr eigener Wahlkampf in Berlin liegt noch nicht lang zurück. Musste Rot-Grün wirklich wegen eines 3,2 Kilometer langen Stücks Autobahn scheitern?

Wowereit: Es hätte nicht daran scheitern müssen, wenn die Grünen die Autobahn nicht zu einer Prestigefrage gemacht hätten. 3,2 Kilometer klingen zwar erst einmal nach einer kleinen Strecke, aber es geht hier auch um Investitionen von 420 Millionen Euro, die für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wichtig sind.

Auch aus Ihrer Partei kam Kritik. Die Jusos werfen Ihnen vor, Sie hätten Rot-Grün gar nicht gewollt.

Wowereit: Es wäre sowieso nur eine knappe Mehrheit gewesen, mit zwei Stimmen. So eine knappe Mehrheit kann erfolgreich sein, aber sie muss getragen werden von einem breiten Konsens in inhaltlichen Fragen. Dieser Grundkonsens ließ sich nicht erzielen, deshalb war es nicht nur eine Frage von Emotionen und Wunschkonstellationen, sondern auch von Realitäten. Auch ich habe mir eher eine rot-grüne Koalition vorgestellt, aber wenn das nicht geht, muss man die Alternative berücksichtigen.

Heute beginnen die Verhandlungen mit der CDU und da gibt es Reibungspunkte, etwa beim Thema Innere Sicherheit. Wie wollen Sie das angehen?

Wowereit: Die Innere Sicherheit ist nicht nur für die CDU, sondern auch für die SPD ein Kernthema. Wir haben selbst großes Interesse daran, dass die Bürger in einer so großen Stadt wie Berlin sicher leben können. Zum Beispiel hat die CDU 250 Polizeistellen mehr gefordert, wir haben bereits 200 davon in den Haushalt eingestellt. Die Differenz sind also noch 50 Stellen. Da wird man sich auch einigen können. Auch bei anderen Themen sehe ich keine unüberwindbaren Hindernisse.

Renate Künast hat gesagt, die Grünen würden nicht vergessen, was in Berlin passiert ist. Gefährdet das auch Rot-Grün im Bund?

Wowereit: Renate Künast ist sehr emotionalisiert bei diesem Thema. Sie hat einen langen und schwierigen Wahlkampf geführt mit einem sehr schlechten Ergebnis für sie, insofern muss man ihr das zugestehen. Cem Özdemir und andere haben ihre Aussagen aber schon korrigiert und es ist deutlich geworden, dass eine einseitige Schuldzuweisung fehl am Platze ist. Die SPD steht zu rot-grünen Projekten. Auf der Bundesebene ist Rot-Grün eine gute Alternative zur jetzigen Regierungskonstellation. Aber die SPD ist eine Partei, die soziale Gerechtigkeit auch durch wirtschaftlichen Fortschritt erreichen will und dementsprechend sind Fragen der Infrastruktur immer wieder Reizthemen, die auch in rot-grünen Bündnissen zu klären sind.

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