Ermittler stufen Attentäter von Würzburg als Islamisten ein

Würzburg/Saarbrücken · Deutschland ist geschockt vom brutalen Angriff eines jugendlichen Flüchtlings in einem Zug bei Würzburg. Der Afghane verletzte fünf Fahrgäste, ehe er selbst erschossen wurde. Saar-Innenminister Bouillon nannte das Szenario „schlimmer als jeder Hollywood-Film“.

Der Axt-Angriff in einem Regionalzug bei Würzburg hat nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler einen islamistischen Hintergrund. Der 17-jährige Täter aus Afghanistan habe sich an Nicht-Muslimen rächen wollen, die seinen Glaubensbrüdern Leid angetan hätten, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager. Der Jugendliche sei mit dem vorgefassten Entschluss in den Zug gestiegen, "Ungläubige" umzubringen. Seinen eigenen Tod habe er dabei in Kauf genommen.

Bei dem Angriff wurden fünf Menschen verletzt. Zwei von ihnen schwebten gestern noch in Lebensgefahr. Auslöser für die Tat könnte die Nachricht vom Tod eines Freundes in Afghanistan gewesen sein. Der 17-jährige Täter war vor gut einem Jahr nach Deutschland eingereist und lebte seit kurzem bei einer Pflegefamilie. Bei Nachrichtendiensten und Polizei sei er "ein unbeschriebenes Blatt" gewesen, hieß es.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich nach wenigen Stunden zu der Tat. Außerdem veröffentlichte der IS-nahe Sender Amak ein Video, das den Attentäter vor der Tat zeigen soll. Nach Angaben von Kanzleramtschef Peter Altmaier ist es wohl echt, ebenso wie ein Abschiedsbrief des Afghanen.

Nach dem Angriff wurden Forderungen nach mehr Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln laut. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kündigte einen Runden Tisch an, um über besseren Schutz von Fahrgästen und Mitarbeitern in Bussen und Bahnen zu beraten. Ralf Damde von der EVG Saar forderte die Aufstockung der Bundespolizei , die für die Sicherheit in den Bahnen zuständig sei. "Das System ist angreifbar", sagte er zur SZ. Dagegen warnte Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) vor der Illusion völliger Sicherheit. "Wenn Einzeltäter sich ohne irgendwelche Anzeichen in kurzer Zeit radikalisieren, können wir - so bitter es klingt - nichts tun", sagte Bouillon. > e, A 4: Meinung

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