„Er wird zur Hölle fahren“
Boston · Zufriedenheit ja, jedoch kein Jubel, nachdem Boston-Attentäter Zarnajew zum Tode verurteilt ist. Viele empfinden die Entscheidung zwar als gerecht, fürchten aber wohl ein langes Berufungsverfahren.
Karen Brassard sprach aus, was wohl viele in diesem Augenblick dachten. Man könne kaum "glücklich darüber sein, wenn man jemandem das Leben nehmen muss. Aber ich bin dankbar. Es ist ein gerechtes Ergebnis." Brassard zählt zu den vielen Opfern des Bombenanschlags vom Boston-Marathon vor gut zwei Jahren. Sie wurde am Bein verletzt, aber kam mit dem Leben davon und war dabei, als die Geschworenen am späten Freitagabend ihr Urteil verkündeten: Tod für Dschochar Zarnajew, einen der beiden Täter (wir berichteten in einem Teil der Ausgaben).
Dass der 21-Jährige mit der Höchststrafe für den Terroranschlag büßen muss, hatten die meisten Hinterbliebenen der drei Toten und viele der 260 Verletzten wohl gehofft. Dennoch blieb die Stimmung nach der Jury-Entscheidung verhalten. "Niemand feiert hier", sagte Feuerwehrmann Michael Ward, der zu den ersten Helfern nach den Explosionen zählte. Doch die Gerechtigkeit im Fall Zarnajew habe gesiegt. "Er wird zur Hölle fahren, denn dort wollte er hin. Aber er wird dort schneller ankommen, als er dachte." Der Beschuldigte zeigte keine Regung bei der Verkündung des Urteils. Er soll mit einer Giftspritze hingerichtet werden, weil er zwei Menschen mit der von ihm abgestellten Schnellkochtopf-Bombe tötete. Das dritte Opfer starb durch den Sprengsatz seines Bruders Tamerlan, der nach der Tat auf der Flucht von Polizisten erschossen worden war.
Es ist ein Sieg der Staatsanwaltschaft auf ganzer Linie. Sie hatte Zarnajew als kaltblütigen Mörder porträtiert, der sich - inspiriert von radikalem Islam - für die US-Kriege im Irak und Afghanistan habe rächen wollen. Die Verteidiger drangen nicht durch mit ihrem Argument, dass Zarnajew ein Mitläufer gewesen sei, beeinflusst durch Tamerlan, und mittlerweile sein Verbrechen zutiefst bereue. Kaum jemand unter den Geschworenen nahm ihnen das ab.
So wird Zarnajew der 62. nach Bundesrecht verurteilte Gefangene in einer Todeszelle. Aber nach bisherigen Erfahrungen könnte es Jahrzehnte dauern, bis er hingerichtet wird. So lange könnte sich das Berufungsverfahren hinziehen. Vielleicht drückte auch das auf die Stimmung. So hatten etwa die Eltern eines bei dem Anschlag getöteten Achtjährigen dazu aufgerufen, Zarnajew lebenslang in ein Hochsicherheitsgefängnis zu verbannen. Denn dann könne man seine Existenz "vergessen" .