Entsetzen in Bangkok

Bangkok · Eine Detonation zerreißt die Abendluft in Bangkok, Gebäude wackeln, Menschen schreien. Und plötzlich ist nichts mehr in der lebensfrohen Metropole, wie es war: Die Explosion reißt viele Menschen in den Tod.

Eine verkohlte Masse Metall und Gummi, das ist alles, was von dem Moped noch übrig ist. Es liegt auf der Kreuzung Ratchaprasong mitten im Einkaufsviertel von Bangkok . Ein paar Meter weiter brennt es. Was genau da in Flammen aufgegangen ist, ist nicht zu sehen. An der Ecke ist ein berühmter Schrein, da huldigen normalerweise Tänzerinnen in prunkvollen Kostümen dem Hindu-Gott Brahma. Jetzt ist in der Nähe ein Krater im Boden. Der Schrein selbst ist noch erleuchtet, aber direkt daneben liegen mindestens fünf Leichen unter weißen Tüchern. Blutlachen sind zu sehen, Handtaschen, eine zerfetzte Jacke. Horrorszenen wie im Krieg.

Bei einer gewaltigen Bombenexplosion sind in der thailändischen Hauptstadt Bangkok bisher mindestens 19 Menschen umgekommen. Rund 80 wurden verletzt, als der Sprengsatz am Montagabend (Ortszeit) an dem bei Einheimischen und Touristen beliebten Schrein mitten im Einkaufsviertel detonierte. Unter den Opfern sei "eine bedeutende Zahl an Ausländern", sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri.

Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, wie aus dem Auswärtigen Amt verlautete. Konkrete Hinweise auf deutsche Opfer lagen zunächst aber keine vor. Das polnische Außenministerium rief Thailand-Touristen zu verstärkter Vorsicht auf. Orte von Menschenansammlungen sollten gemieden werden.

Die thailändische Polizei ging von einem Anschlag aus. Sie habe in der Umgebung einen weiteren Sprengsatz gefunden und entschärft, sagte der Sprecher. Die umliegenden Einkaufszentren wurden geräumt. Hunderte Polizisten durchsuchten die Umgebung nach weiteren Bomben. Es gab aber zunächst kein Bekennerschreiben. Das Verteidigungsministerium erklärte aber, dass "Ausländer" das Ziel des Anschlags gewesen seien, um der für Thailand äußerst wichtigen Tourismusbranche zu schaden.

In dem buddhistischen Land gibt es zwar gewalttätige muslimische Separatisten im Süden, und die Gesellschaft ist politisch tief gespalten. In Thailand kämpfen seit Jahren zwei politische Lager um die Regierungsmacht. Grob stehen sich alteingesessene Eliten und wohlhabende Städter und Bauern aus der Provinz sowie arme Stadtbewohner gegenüber. Sie haben Massendemonstrationen und Straßenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Straßenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen. Anschläge in der Hauptstadt, etwa zur Destabilisierung der Regierung, sind aber eigentlich unbekannt. In Thailand regiert seit einem Militärputsch im Mai 2014 Putschführer Prayuth Chan-ocha.

Die Junta rief zur Ruhe auf. "Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten", sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. "Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben." Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort