Ende der Eiszeit

Havanna · Erstmals seit 1928 ist ein US-Präsident in Kuba. Barack Obama will Raúl Castro zu politischen Reformen in dem sozialistischen Land bewegen. Dass dies noch ein weiter Weg ist, zeigte sich gleich zum Auftakt.

US-Präsident Barack Obama hat bei seinem historischen Besuch in Kuba die Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten betont. Nach Gesprächen mit Staatschef Raúl Castro kündigte er einen offenen Menschenrechtsdialog zwischen beiden Staaten an. Er zeigte sich überzeugt, dass die Annäherung zu einem Wandel im sozialistischen Kuba führe.

Heute, am letzten Tag seines Besuchs, will Obama eine im dortigen Staatsfernsehen übertragene Rede an das kubanische Volk halten. Anschließend ist ein Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft geplant - es wird damit gerechnet, dass der US-Präsident auch die Menschenrechtsverletzungen klar ansprechen wird. Am Rande des Obama-Besuchs waren viele Dissidenten zeitweise festgenommen worden.

Kubas Staatschef Raúl Castro wies gestern mit harschen Worten den Vorwurf zurück, es gebe politische Gefangene in seinem Land. "Geben Sie mir die Liste der politischen Gefangenen, um sie freizulassen", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Obama auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Wenn dieser die Liste vorlegen könne, werde er noch am Abend alle freilassen, beteuerte Raúl Castro .

Obama ist der erste amtierende US-Staatschef seit 88 Jahren, der den Karibikstaat besucht. Ende 2014 hatten sich Kuba und die USA überraschend wieder angenähert und damit die jahrzehntelange diplomatische Eiszeit beendet. Im Sommer 2015 eröffneten beide Länder wieder Botschaften. Obamas Besuch soll nach Angaben der US-Regierung dazu beitragen, den Prozess der Normalisierung zu beschleunigen.

Kubas Präsident Castro fordert weiterhin eine vollständige Aufhebung des US-Handelsembargos und eine Rückgabe des seit 1903 unter US-Kontrolle stehenden Stützpunktes Guántanamo. Er will im Zuge der Annäherung mehr ausländische Investoren anlocken und durch mehr Touristen die staatlichen Einnahmen erhöhen. Auch die EU will ihre Beziehungen zu Kuba ausweiten.

Die USA hatten Kuba jahrzehntelang mit einem Embargo gestraft, das neben einem Handelsboykott touristische Reisen von US-Bürgern und Direktflüge verhinderte sowie Geschäfte von US-Firmen mit Kuba untersagte. Es wurde zuletzt sukzessive gelockert. Somit können künftig Touristen aus aller Welt auch auf Kuba in den beliebten Airbnb-Privatunterkünften übernachten. Bislang gab es das Angebot des US-Unternehmens nur für Amerikaner. Vom 2. April an werde es auch für Reisende aus allen anderen Ländern angeboten, teilte Airbnb mit. Möglich werde dies durch eine Sondererlaubnis der US-Regierung .

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