Einigung im Atomstreit mit dem Iran

Wien/Berlin · Die Entschärfung des gefährlichen Atom-Konflikts mit dem Iran löst in weiten Teilen der Welt große Hoffnungen aus. Israel allerdings spricht von einem „historischen Fehler“.

Die Atom-Einigung mit dem Iran hat angesichts weltweit ungelöster Krisen Erleichterung sowie Hoffnung auf eine Entspannung in Nahost und darüber hinaus ausgelöst. Die UN-Vetomächte, Deutschland und der Iran erzielten gestern in Wien nach zuletzt mehr als zweiwöchigen Marathonverhandlungen eine historische Übereinkunft zur Begrenzung des Atompotenzials der Islamischen Republik. Damit soll sichergestellt werden, dass Teheran keine Atombombe erlangt, aber Kernenergie zivil nutzen kann.

US-Präsident Barack Obama lobte die Einigung als Garant für einen sichereren Nahen Osten. "Jeder Pfad zu einer Nuklearwaffe ist abgeschnitten", sagte der Friedensnobelpreisträger. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einem "Zeichen der Hoffnung für die ganze Welt". Die Einigung öffne ein "neues Kapitel in den internationalen Beziehungen". Kremlchef Wladimir Putin erklärte, die Welt könne einen "riesigen Seufzer der Erleichterung" ausstoßen.

"Sternstunde der Diplomatie "

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD ) nannte das Abkommen eine "Sternstunde der Diplomatie " und ein Vorbild für andere Konflikte, insbesondere für Syrien. Erbitterten Widerstand kündigte jedoch Israel an, das sich vom Iran in seiner Existenz bedroht sieht. Regierungschef Benjamin Netanjahu geißelte die Einigung als "atemberaubenden historischen Fehler". Der Iran habe nun die Möglichkeit, ein "nukleares Arsenal" aufzubauen und Terrororganisationen verstärkt zu finanzieren.

Dem Abkommen zufolge muss Teheran unter anderem zwei Drittel der Zentrifugen zur Uran-Anreicherung abbauen und sich intensive Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde gefallen lassen. Bei Vertragstreue werden die Wirtschaftssanktionen des Westens schrittweise aufgehoben. Damit kann der Iran auch wieder mehr Öl exportieren. Von dem erhofften Boom könnte auch die deutsche Wirtschaft profitieren. Der Industrie- und Handelskammertag erwartet, dass sich die Exporte in das Land in zwei Jahren mehr als verdoppeln. Bereits am Sonntag wird Vizekanzler Sigmar Gabriel begleitet von Wirtschaftsexperten in den Iran reisen. > e, Meinung

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