Eine vertrackte Situation

Die türkische Justiz steckt einen deutsch-türkischen Journalisten wegen seiner Berichte als mutmaßlichen Terroristenhelfer ins Gefängnis. Und nicht nur wegen Yücels Doppel-Pass sind die Einwirkungsmöglichkeiten der Bundesregierung hier begrenzt. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Erdogan nach wie vor ein Pragmatiker ist. Der Fall Yücel ist selbst dem Regierungslager in der Türkei peinlich, wie sich aus ersten Kommentaren herauslesen lässt. Möglicherweise ergibt sich hier die Chance für eine Lösung, etwa durch eine Abschiebung von Yücel nach Entzug der türkischen Staatsbürgerschaft. So etwas braucht jedoch Zeit. Erdogans geplanter Besuch in Deutschland macht die Sache nicht einfacher. Winkt die Kanzlerin jetzt ab, vergibt sie eine Chance, mit dem türkischen Präsidenten direkt über den Fall Yücel und die anderen Probleme in den Beziehungen zu sprechen. Sagt sie zu, wird sie sich den Vorwurf zuziehen, vor Erdogan zu kuschen. Das Jahr 2016 galt bisher als eines der schwierigsten im deutsch-türkischen Verhältnis - doch 2017 wird offenbar noch steiniger. Susanne Güsten

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