Eine Frage der Ethik

Zum kultivierten Abendessen mit kulinarischen Köstlichkeiten sollen Champagner und teure Weine geflossen sein. Dienstliche Besprechungen dieser Art - auf Kosten des Steuerzahlers - fanden nicht nur einmal statt in der Affäre um den Neubau des so genannten "Vierten Pavillon", den Erweiterungsbau der Modernen Galerie in Saarbrücken.

Nicht ganz fünf Jahre sind es her, seit die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ein Verfahren gegen einen damaligen führenden Kulturmanager in Saarbrücken einleitete. Dieser soll außerdem von einem Projektsteuerer, mit dem er dienstlich hoch dotierte Verträge abgeschlossen hatte, mehrere tausend Euro Schmiergelder kassiert haben. Vor knapp drei Jahren wurde der ehemalige Spitzenmanager wegen Vorteilsannahme und Untreue zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Ein aufsehenerregender Fall von Korruption und Untreue, der das Saarland mehrere Jahre beschäftigt hatte. Bei weitem nicht der einzige zwar, doch zumindest einer, der aufgedeckt wurde. Denn das so genannte Dunkelfeld nicht bekannter Straftaten in der Korruption liegt nach Aussagen von Gerhard Prauß, Leiter des Dezernats Besonderer Ermittlungen und Korruption beim saarländischen Landeskriminalamt (LKA), nicht nur im Saarland sondern allgemein bei über 90 Prozent.

Dennoch hat die Bundesrepublik im Kampf gegen Korruption offenbar Fortschritte gemacht. Wie aus dem jüngsten Ranking der Antikorruptionsorganisation Transparency International hervorgeht, liegt Deutschland auf Platz zehn von 168 untersuchten Ländern und Territorien. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Bundesrepublik damit um zwei Punkte und Plätze leicht verbessert. Der Index setzt sich aus verschiedenen Expertenbefragungen zusammen und misst die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption . Die Bundesrepublik rangiert damit zusammen mit Großbritannien und Luxemburg auf dem zehnten Platz. EU-weit liegt Deutschland auf Platz fünf, unter den G-20-Staaten auf Platz zwei. Allerdings wurden die Daten vor dem VW-Skandal erhoben, sagte die Vorsitzende von Transparency Deutschland Edda Müller .

Internationale Spitzenreiter sind die skandinavischen Staaten Dänemark (91 Punkte), Finnland (90) und Schweden ( 89). Auf den letzten Plätzen rangieren Afghanistan, Nordkorea und Somalia. Trotzdem solle sich von der vermeintlichen Verbesserung im Index blenden lassen, sagte Müller. "Die jüngsten Korruptions- und Compliance-Skandale - sei es in der Automobilwirtschaft, im Sport oder im Finanzmarkt - zeigen, dass es auch in unserem Land in Sachen Integrität noch viel zu tun gibt." So scheine der Ruf der deutschen Wirtschaft weltweit schlechter zu werden, warnte die Transparency-Vorsitzende. Führungskräfte aus der Wirtschaft nähmen deutsche Unternehmen als immer weniger integer wahr. Ethisches Verhalten brauche deshalb rechtlich klare Rahmenbedingungen und staatliche Kontrollen, forderte Müller.

Der Schaden, der durch Korruption entsteht, ist meist materieller wie immaterieller Art. Der Vertrauensverlust, der zunächst entsteht, hat oft eklatante finanzielle Einbrüche zur Folge.

Wo aber beginnt Korruption und wo hört sie auf? Angehörigen öffentlicher Verwaltungen beziehungsweise Amtsträgern ist es laut Gerhard Prauß vom LKA strikt verboten, Belohnungen und Geschenke anzunehmen. Dazu gehören Essen, Rabatte, Eintrittkarten, Geld - also alles, was "den Beschäftigten objektiv oder auch subjektiv besser stellt", so Prauß. Geringwertige Aufmerksamkeiten, also etwa Massenwerbeartikel oder die Tasse Kaffee als Akt der Höflichkeit, könnten "als stillschweigend genehmigt angesehen werden".

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