Eine Achterbahn der Gefühle

Berlin · Für die Parteien aus dem linken Spektrum war der gestrige Wahlabend ziemlich durchwachsen. Bei SPD und Grünen gab es viel Licht und Schatten, und die Linkspartei ist schlichtweg enttäuscht von ihrem Abschneiden.

 SPD-Generalsekretärin Katarina Barley und SPD-Chef Sigmar Gabriel kommentierten gestern das Ergebnis ihrer Partei. Foto: Gabbert/dpa

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley und SPD-Chef Sigmar Gabriel kommentierten gestern das Ergebnis ihrer Partei. Foto: Gabbert/dpa

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Ein rabenschwarzer Wahlsonntag war der SPD prophezeit worden. Ganz so furchtbar ist es dann doch nicht gekommen. Als im Berliner Willy-Brandt-Haus die erste Prognose zum Wahlausgang in Rheinland-Pfalz über die Bildschirme läuft, bricht sich ein befreiender Applaus Bahn. Doch der Rest ist schlimmer als befürchtet. Nur noch ganz knapp zweistellig in Baden-Württemberg. Und in Sachsen-Anhalt ein Absturz auf Platz vier. Die AfD ist dort aus dem Stand fast doppelt so stark geworden wie die Sozialdemokraten - im proppenvollen Atrium der Parteizentrale schlägt die Euphorie über Malu Dreyer abrupt in Entsetzen und Nachdenklichkeit um.

Sigmar Gabriel spricht dann auch von einem "Wahlabend mit gemischten Gefühlen". Im Vorfeld des Wahlsonntags war öfter über Gabriels politisches Schicksal geunkt worden, falls es für die Partei ganz garstig käme. Doch SPD-Vize Ralf Stegner hat schon ein paar Minuten vorher die Richtung vorgegeben. Auf eine Reporterfrage, ob Gabriel zur Disposition stünde, sagt Stegner kurz und knapp: "Kein Stück." Warum auch? Sie haben ja keinen anderen. Und wenigstens auf Malu Dreyer war ja Verlass. Sie hat Gabriel gewissermaßen gerettet. Sein Loblied auf das Mainzer Wahlergebnis fällt daher auch sehr lang aus. Auf Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt geht Gabriel dagegen nur kurz ein. Ein "schwieriges Ergebnis" in Stuttgart, ein "bitteres Ergebnis" in Magdeburg, sagt der Parteichef. Aber auch Dreyers Triumph kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für Rot-Grün in Mainz trotzdem nicht mehr langt. Und auch nicht mehr für Grün-Rot in Stuttgart.

In der Berliner Grünen-Zentrale wird der alte und wohl auch neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg wie ein Popstar gefeiert. Parteichefin Simone Peter spricht von einem "fulminanten Ergebnis". Es ist sogar ein historisches Ergebnis geworden. Noch nie waren die Grünen in einem Land stärkste Partei. Und das gleich mit gut vier Punkten vor der CDU . Aber genauso wie bei der SPD gleicht auch der Abend bei den Grünen einer Achterbahn der Gefühle. Denn in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ist das grüne Abschneiden eine "Enttäuschung", wie Bundesgeschäftsführer Michael Kellner einräumt. Besonders bitter ist es für die Linke gekommen. Nicht, dass man geglaubt hätte, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg über die Fünf-Prozent-Hürde zu springen. Aber das Ergebnis in Sachsen-Anhalt ist mit rund 16 Prozent ein herber Rückschlag.

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