Einbürgerungstest hat sich bewährt

Berlin/Stuttgart. Im Eiltempo haben eine Frau aus der Ukraine und ein Mann aus dem Kosovo am 27. September 2008 den ersten Einbürgerungstest in Baden-Württemberg absolviert. Die beiden Teilnehmer hatten die 33 Fragen an der Volkshochschule (VHS) in Geislingen/Steige in nur sieben Minuten beantwortet und locker mit "sehr gut" bestanden. "Wir waren ganz von den Socken

Berlin/Stuttgart. Im Eiltempo haben eine Frau aus der Ukraine und ein Mann aus dem Kosovo am 27. September 2008 den ersten Einbürgerungstest in Baden-Württemberg absolviert. Die beiden Teilnehmer hatten die 33 Fragen an der Volkshochschule (VHS) in Geislingen/Steige in nur sieben Minuten beantwortet und locker mit "sehr gut" bestanden. "Wir waren ganz von den Socken. Eigentlich hatten die beiden für den Test eine Stunde Zeit gehabt", sagte damals VHS-Leiter Franz Nuber.Ist der Test notwendiger Prüfstein oder Schikane und Misstrauen? Auf dem Weg zum deutschen Pass müssen Ausländer diese Prüfung bundesweit einheitlich seit dem 1. September 2008 bestehen. Dabei wird Grundwissen in den Bereichen Politik, Geschichte und Gesellschaft abgefragt. Aus den rund 300 im Internet veröffentlichten Fragen wählt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg jeweils 33 für die Prüfung an den VHS aus. Die Teilnahme kostet 25 Euro und kann beliebig oft wiederholt werden.

Nach zwei Jahren zeigt die Statistik, dass der Einbürgerungstest für die meisten Ausländer eine gut zu überwindende Hürde ist: Nach BAMF-Angaben nahmen vom 1. September 2008 bis zum 31. März 2010 bundesweit 106 831 Menschen am Einbürgerungstest teil - 105 205 von ihnen erfolgreich.

Nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums hat sich der Test bewährt. "Wir ziehen ein positives Fazit", sagt der Parlamentarische Innen-Staatssekretär Ole Schröder (CDU). 98 Prozent der Teilnehmer bestünden den Test im ersten Anlauf.

"Der Einbürgerungstest führt dazu, dass sich die neuen Staatsbürger mit staatsbürgerlichen Fragen beschäftigen müssen", sagt er. Nach seinen Angaben nahmen bis zum 30. Juni dieses Jahres insgesamt rund 120 000 Menschen an dem Test teil.Laut Sebastian Plüer, Fachbereichsleiter Sprachen an der VHS in Tübingen, gibt es eine relativ große Nachfrage der Teilnehmer. "Es war bisher auch kein Kandidat dabei, der mehr als 30 Minuten für den Test gebraucht hätte. Es gab am Test fast keine Kritik seitens der Teilnehmer".

Das war nicht immer so: Die Stuttgarter CDU/FDP-Landesregierung musste beispielsweise einige Monate nach Einführung des Tests nachjustieren. Nach Beschwerden mehrerer Akademiker lockerte das Land die Regeln. Wer an einer deutschen Hochschule erfolgreich beispielsweise Jura, Politik oder Verwaltungswissenschaft studiert hat, muss die Prüfung nicht mehr ablegen. Akzeptiert werden das 1. Staatsexamen sowie alle akademischen Grade wie Diplom, Magister, Bachelor oder Master. In einigen anderen Bundesländern gibt es schon entsprechende Ausnahmeregelungen.

Meinung

Besser als nichts

Von SZ-RedakteurThomas Schäfer

Die Aufregung, die es bei der Einführung des Einbürgerungstests vor zwei Jahren gab, war schon damals vor allem eins: parteipolitisches Geplänkel.

Denn was soll daran falsch sein, dass man einige Grundkenntnisse über das Land haben sollte, in dem man leben will?Genau das leistet der Test und mehr noch die Vorbereitung darauf: Man muss sich - viele zum ersten Mal in ihrem Leben - beschäftigen mit Deutschland, der Geschichte, dem Aufbau und der Funktionsweise unseres Staates. Und man muss zumindest so gut Deutsch können, dass man die Fragen verstehen und die richtige Antwort ankreuzen kann. Wer den Test besteht, unterstreicht also seinen grundsätzlichen Willen zur Integration. Das ist nicht sehr viel - aber viel besser als nichts.

Hintergrund

Im Saarland haben seit Einführung des Einbürgerungstests 1390 Menschen an der Prüfung teilgenommen, 1365 haben bestanden. Die Quote der erfolgreichen Absolventen von 98,2 Prozent entspricht dem bundesweiten Durchschnitt. Die häufigsten Geburtsländer der in Deutschland eingebürgerten Ausländer für den Zeitraum September 2008 bis Juni 2010 sind der Irak, die Türkei, Polen, die Ukraine und Russland. tho

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