Ein Tag zwischen Freude, Trauer und Trotz

London/Brüssel · Während London mit dem Brexit Ernst macht, signalisiert Europa den Briten Bedauern und faire Verhandlungen – aber auch harte.

Die Abgeordneten wussten seit Monaten, was kommen sollte. Trotzdem strömten sie gestern in Scharen in das brechend volle Parlament in Westminster, um Zeugen eines historischen Moments zu werden: Premierministerin Theresa May verkündete offiziell den Austritt Großbritanniens aus der EU. Um 13.25 Uhr Brüsseler Zeit hatte der britische EU-Botschafter Tim Barrow den von ihr unterzeichneten Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk überreicht, mit dem Artikel 50 ausgelöst wurde. Kurz danach richtete May ihre Worte im Unterhaus an die Politiker-Kollegen und an das Volk. Der 29. März sei "ein Tag zum Feiern für die einen, für andere enttäuschend". Jetzt sei es jedoch an der Zeit "zusammenzukommen". Damit hat der Anfang des Brexits begonnen.

Sowohl in ihrer Rede als auch in dem Schreiben schlug May gegenüber Brüssel einen deutlich versöhnlicheren und freundlicheren Ton an, als dies in den vergangenen Wochen der Fall war. Ihr Mantra fehlte auch gestern nicht: "Wir verlassen die Europäische Union, aber wir verlassen nicht Europa."

Europa reagierte traurig bis entschlossen. Wenige Stunden nachdem EU-Ratspräsident Donald Tusk den Brief aus London bedauernd entgegengenommen hatte, einigten sich Spitzenvertreter des Europaparlaments auf Forderungen für die nun beginnenden Verhandlungen. In einem zehnseitigen Resolutionsentwurf machen sie klar, dass Großbritannien keinerlei finanzielle Zugeständnisse gemacht werden dürfen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte den Briten partnerschaftliche Gespräche zu. "Wir als Europäische Union werden die kommenden Gespräche fair und konstruktiv führen", sagte Merkel. Sie wünsche sich, "dass Großbritannien und die Europäische Union enge Partner bleiben". Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) erwartete, dass die Verhandlungen "für beide Seiten sicher nicht leicht" würden. Frankreichs Präsident François Hollande nannte der Brexit "schmerzhaft".

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