Ein Symbol des Widerstands

Neu Delhi. Jeden Tag haben sie für Malala Yousafzai gebetet. Sie haben unzählige Kerzen entzündet und Porträtfotos der 14 Jahre alten Schülerin durch die Straßen von Islamabad, Karachi oder Lahore getragen. Es sind vor allem Mädchen und junge Frauen, die den Drohungen der Taliban trotzen und den Mordversuch der radikalislamischen Aufständischen an der jungen Aktivistin verurteilten

 Taliban schossen Malala (14) in den Kopf, weil sie sich für Frauenrechte stark machte. Foto: dpa

Taliban schossen Malala (14) in den Kopf, weil sie sich für Frauenrechte stark machte. Foto: dpa

Neu Delhi. Jeden Tag haben sie für Malala Yousafzai gebetet. Sie haben unzählige Kerzen entzündet und Porträtfotos der 14 Jahre alten Schülerin durch die Straßen von Islamabad, Karachi oder Lahore getragen. Es sind vor allem Mädchen und junge Frauen, die den Drohungen der Taliban trotzen und den Mordversuch der radikalislamischen Aufständischen an der jungen Aktivistin verurteilten. Von Hand schreiben die Demonstranten auf ihre Plakate: "Wir kämpfen für das Recht der Frauen auf Bildung." Wegen dieser Forderung war Malala zum Ziel militanter Extremisten geworden, die in Pakistan seit Jahren auf dem Vormarsch sind.Niedergeschossen wurde Malala in Mingora, der größten Stadt des Swat-Tals. Ein Taliban-Kämpfer stoppte den Bus, mit dem sie und ihre Schulkameradinnen nach Hause fuhren. Er fragte, welches der Mädchen Malala sei. Dann eröffnete er das Feuer. Eine Kugel traf die 14-Jährige am Kopf und blieb in der Nähe ihres Rückenmarks stecken. Malala wurde stundenlang operiert. Gestern wurde sie zur weiteren Behandlung nach Großbritannien ausgeflogen.

Die kaltblütige Attacke auf Malala und ihr Kampf ums Überleben haben sie in den vergangenen Tagen zu einem Symbol für den Widerstand gegen die Taliban werden lassen: Schulen blieben in ihrem Namen geschlossen. Sowohl politische als auch religiöse Führer des Landes verurteilten die Tat. Lokale Medien berichteten über jeden ihrer Genesungsschritte. Auch das mächtige Militär nahm die Bluttat zum Anlass, sich öffentlich gegen die Extremisten zu positionieren. Malala sei eine "Ikone der Tapferkeit und der Hoffnung", erklärte Armeechef Ashfaq Parvez Kayani. Er beschimpfte die Angreifer als "Feiglinge". Die Attacke zeige, "wie tief sie gefallen sind in ihrem grausamen Streben, den Menschen ihre verdrehte Ideologie aufzuzwingen". Kayani kündigte an, den Kampf gegen die Extremisten fortzusetzen, "egal was es kostet. Und wir werden siegen - so es Gott will".

Doch ob die Kampfansage an die Adresse aller Taliban-Gruppen im Land gerichtet ist, ist offen. Die Armee und ihr Geheimdienst ISI sehen sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, nicht gegen Aufständische besonders des Hakkani-Netzwerks vorzugehen, das von Pakistan aus Ziele in Afghanistan angreift. Die USA drängen Pakistan seit langem zu einer Offensive gegen die Gruppe im Stammesgebiet Nord-Waziristan.

Mit den Taliban aus dem Swat-Tal verbindet das Militär allerdings eine innige Feindschaft. Extremisten hatten 2008 die Kontrolle über die Region gewonnen und schufen ihren eigenen Gottesstaat. Sie führten die Scharia ein, verboten Musik und den Schulbesuch für Mädchen.

Damals legte Malala den Grundstein für ihre spätere Prominenz, als sie als Elfjährige unter Pseudonym für die britische BBC bloggte und gegen das Schulverbot anschrieb. 2009 waren die Taliban bis auf etwa 100 Kilometer an die Hauptstadt Islamabad vorgerückt. Im Westen wuchs die Angst, dass die Extremisten Zugriff auf die Atomwaffen des Landes bekommen könnten.

Die Armee ging im Frühjahr 2009 schließlich mit einer Großoffensive gegen die Taliban vor - und vertrieb sie im Swat-Tal von der Macht. Zwar haben die Extremisten seitdem nicht mehr das Sagen in der Region. Der Angriff auf Malala zeigt aber, dass sie auch im Swat-Tal weiterhin operieren können.

Nach den Schüssen auf das wehrlose Mädchen meldeten sich die Taliban erneut zu Wort. Sie drohten, Malala erneut anzugreifen, sollte sie überleben.

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