Ein Sommer der Angst

Meinung:

Ein Sommer der Angst

Von SZ-Korrespondent Werner Kolhoff

Mit Würzburg, spätestens Ansbach, ist der Terror im Herzen des Landes angekommen. Dass so etwas "doch nicht bei uns" passiert, das sagt jetzt keiner mehr. Dies ist der Sommer der Angst. Politisch wird er Angela Merkel zugerechnet werden. Es ist eine böse Wendung der Geschichte, dass gerade Bayern, das Land der Willkommenskultur des Sommers 2015, am meisten betroffen ist. Die Reaktion vieler Bürger ist klar und wird von den Rechten sofort auf den Punkt gebracht: Hättet ihr nicht all die Flüchtlinge ins Land gelassen und mit ihnen die Terroristen , hätten wir heute kein Problem. Es ist eine sehr, sehr einfache Gleichung.

Der Terror ist jetzt in Deutschland angekommen, wohl wahr. Aber hätte es ohne Flüchtlinge keine Terrorgefahr gegeben? Jeder weiß, dass es anders ist. Zudem stand die klare Mehrheit der Deutschen im letzten Jahr hinter der humanitären Entscheidung, Flüchtlinge nicht abzuweisen. Zu Recht, denn sie wollten Menschlichkeit zeigen. Ein hohes Gut. Nun sind die Menschen da. Und man darf nicht eine Million Verzweifelte mitverhaften für ein paar Durchgeknallte. Sondern man muss die Durchgeknallten schneller erkennen und sie auch schneller wieder ausweisen. Aber: Hätte man nicht von vornherein damit rechnen müssen, dass es unter den Entwurzelten auch Verzweiflung gibt, Desorientierung, Psychosen , Kriminalität? Gerade bei jungen Männern? Vielleicht hat man sich Illusionen über ihre Lage gemacht, vielleicht ist die Schlussfolgerung genau andersherum, dass man manchem zu wenig geholfen hat und nicht zu viel.

Merkel hat 2015 ihr berühmtes "Wir schaffen das" gesagt und die Versorgung der Flüchtlinge gemeint. Jetzt zeigt sich, dass nicht nur logistische Probleme zu bewältigen sind. Alles gehört noch einmal auf den Prüfstand und nachjustiert, von der Betreuung der Flüchtlinge über Sanktionen gegen Gefährder bis hin zu den Fähigkeiten der Polizei . Denn die Sicherheit der eigenen Bevölkerung ist ein ebenso hohes Gut. Für sie muss alles getan werden. Schaffen wir das auch?

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