„Ein Drittel der Welternte wird weggeworfen“

Der Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ geht der Frage nach, wie die Menschheit in Zukunft ernährt werden soll. Regisseur Valentin Thurn erklärt SZ-Redaktionsmitglied Lars Reusch, was sich ändern muss.

Welche Probleme bringt es mit sich, dass immer mehr Menschen ernährt werden müssen?

Thurn: Die Ernährung geschieht mit einer ziemlichen Umweltbelastung, vor allem durch die moderne Landwirtschaft. Unsere Ernährung ist für 40 Prozent der Klimaerwärmung verantwortlich.

Was muss sich ändern?

Thurn: Die Agrarindustrie sagt, wir müssen in Zukunft doppelt so viel erzeugen wie heute. Rein physisch wird das aber praktisch nicht mehr möglich sein, weil in vielen Ländern die Steigerungsraten der Erzeugung gar nicht mehr nach oben zeigen, sondern stagnieren. Dieses Landwirtschaftsmodell fährt gegen die Wand, wenn wir es nicht ressourcenschonender, nachhaltiger hinbekommen.

Wie schaffen wir das?

Thurn: Wir haben Reserven. Ein Drittel der Welternte wird weggeworfen, das ließe sich eindämmen. Den Biosprit, der auf unseren Feldern wächst, muss man auch nicht akzeptieren, der steht in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung. Und natürlich der Fleischkonsum. Da wäre ich schon froh, wenn weltweit nicht noch mehr Fleisch gegessen wird.

Da ist also auch der Verbraucher in der Verantwortung.

Thurn: Ja, aber es ist schwer, den Leuten das vorzuschreiben in einer Demokratie, das wollen wir ja auch gar nicht. Aber ich glaube, die Politik könnte etwas tun. Da wird argumentiert, der mündige Verbraucher sollte das für sich entscheiden. Von der Politik kann man aber erwarten, dass sie bestimmte Fehlentwicklungen aufhält, etwa in der Massentierhaltung . Hörner abschneiden, Schnäbel kürzen, so etwas kann man einfach untersagen. Damit würde die Massentierhaltung schon einen Tick teurer werden.

Valentin Thurn kommt nach Saarbrücken: Am Freitag diskutiert er nach seinem Film "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" um 20.15 Uhr im camera zwo mit dem Publikum.

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