Edathy nennt Hartmann als Informanten

Berlin · Seit Monaten wird um das Leck in der Edathy-Affäre gerätselt. Jetzt gibt Edathy selbst den Namen seines Parteifreundes Hartmann preis. Doch der widerspricht.

Seit Sommer dümpelt der Untersuchungsausschuss um die Kinderpornoaffäre des ehemaligen SPD-Innenpolitikers Sebastian Edathy dahin. Doch jetzt kommt Fahrt in die Sache. Der seit Februar möglicherweise nach Nordafrika abgetauchte Ex-Abgeordnete spricht - zunächst mit den Medien, am Donnerstag aber auch vor dem Ausschuss selbst. Dem "Stern" sagte Edathy, dass er am Rande des SPD-Parteitages Mitte November 2013 in Leipzig von dem damaligen innenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion , Michael Hartmann, informiert worden sei, dass er auf einer Liste von Kunden eines kanadischen Kinderporno-Portals stehe. Das Bundeskriminalamt prüfe, ob das Material strafbar sei. Später habe ihm Hartmann gesagt, dass er die Information von BKA-Chef Jörg Ziercke bekommen habe. Dieser bestritt das gestern. Und auch Hartmann wies Edathys Behauptungen zurück.

Edathy kündigte an, seine Aussage im Ausschuss wiederholen zu wollen. Bisher hatte er immer behauptet, erst aus Medienberichten von den Ermittlungen erfahren zu haben. Vor dem Untersuchungsausschuss steht er unter Eid, wie die Vorsitzende Eva Högl (SPD ) gestern betonte. Zur Not könne man auch "zeitnah" Zeugen laden, kündigte Högl an. Allerdings könnte Edathy unter Hinweis auf das gegen ihn bald beginnende Gerichtsverfahren auch schweigen. Hartmann wollte gestern auf Anfrage nichts sagen und er verwies darauf, dass er wahrscheinlich noch im Ausschuss vernommen werde.

Stimmt die Aussage Edathys, dann wäre ein großes Rätsel gelöst: Wer warnte ihn? Schließlich fanden die Ermittler, als sie Anfang Februar seine Computer unter anderem im Bundestag filzten, keine Spuren mehr. Und seinen Dienst-Laptop meldete der Abgeordnete als gestohlen.

Die Grünen sehen sich in ihrer Vermutung bestätigt, dass es ein Leck gab. Sie wollen nun wissen, woher Hartmann seine Information hatte. Ob von einem der SPD-Spitzenleute, von BKA-Chef Ziercke, Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich, den die Affäre den Ministerposten kostete, oder dessen damaligen Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche. Sie alle sollen als Zeugen vorgeladen werden. Die parlamentarische Aufarbeitung wird damit wohl deutlich länger dauern als geplant. Richtig politisch lohnend ist sie freilich immer noch nicht. Ziercke ist gerade in den Ruhestand gegangen und Hartmann als innenpolitischer Sprecher sowieso schon zurückgetreten, weil er im letzten Jahr beim Kauf der Droge Chrystal Meth erwischt wurde.

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