Dutertes Taktik des „ehrlichen Schweinehunds“

Saarbrücken · Nicht der im Süden der Philippinen schwelende Mindanao-Konflikt hat Rodrigo Duterte zur Präsidentschaft verholfen. Er verstand es vielmehr geschickt, sich als Volkstribun zu inszenieren.

Als der scheidende philippinische Präsident Benigno Aquino vor einem Jahr seinen Wunsch-Nachfolger Manuel Roxas präsentierte, zeichnete sich schnell ab, dass dieser am Ende durchfallen würde. Dem Technokraten Roxas, der Aquinos moderate Politik der Erneuerung fortsetzen sollte, fehlte es am nötigen Rückhalt im Volk. Als der politische Underdog Rodrigo Duterte dann vor einigen Monaten seine Kandidatur bekannt gab, spülte ihn eine Woge der Sympathie in ungeahnte Umfragenhöhen. Duterte, der sich selbst einen "ehrlichen Schweinehund" nennt, ließ alle hinter sich: den durch Korruptionsskandale besudelten, lange führenden Vizepräsidenten Jejomar Binay genauso wie die Wunschkandidatin der Wirtschaft und Senatorin Grace Poe - und Roxas sowieso.

Es war weniger der seit Jahrzehnten im Süden der Philippinen schwelende Mindanao-Konfikt mit den muslimischen Rebellen, der Duterte derart klar punkten ließ. Auch wenn der dort beheimatete Provinzpolitiker diesen nun womöglich zügiger im Sinne der von Aquino vorbereiteten Teil-Autonomie der Krisenregion lösen könnte. Auch dass Duterte die von ihm dort als Bürgermeister von Davao praktizierte Law-and-Order-Politik nun dem ganzen Land überstülpen will und sich damit als Hardliner profilierte, erklärt seinen Erfolg nur zum Teil. Immerhin hatte er damit eine (höchst zweifelhafte) Vision zu bieten, die im Volk verfing. Entscheidender dürfte sein, dass die Filipinos diesen flatterhaften Popularisten als Mann des Volkes verbuchten. In Davao, das er gewaltsam befriedete und zu einer vergleichsweise prosperierenden Stadt machte, verlor Duterte das Los der sozial Deklassierten nicht ganz aus dem Auge. In einem Land, in dem Politik in erster Linie mit persönlicher Bereicherung verbunden wird, zählt das viel.

Dutertes Wahlkampf folgte exakt dem Volkstribun-Drehbuch, nach dem 1998 der abgehalfterte Schauspieler Joseph "Erap" Estrada zum philippinischen Präsidenten wurde: Treffe den Ton der Straße und gib den Verbündeten. Drei Jahre später war "Erap" entzaubert und wurde 2001 wegen Korruption aus dem Amt gejagt.

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