Düstere Aussichten für CDU und SPD

Berlin · Kurz vor drei Landtagswahlen verdichten sich die Anzeichen für massive Verschiebungen in der Wählergunst. CDU und SPD drohen demütigende Pleiten. Grüne und AfD hoffen auf große Siege.

Schlimmer kann es kaum kommen. Die Grünen liegen im CDU-Stammland Baden-Württemberg vor den Christdemokraten. Bricht im Adenauer-Haus eine Woche vor den Landtagswahlen Panik aus? Dieser Eindruck soll vermieden werden. Es hört sich nach Merkelscher Sachlichkeit an, wie über das drohende Drama gesprochen wird. Würden die Grünen erstmals in einem Bundesland stärkste Kraft werden, sollte die Südwest-CDU über eine Juniorpartner-Rolle nachdenken, verlautet aus der CDU-Spitze.

Umfragen von ARD und ZDF bescherten der CDU einen schwarzen Freitag. In Baden-Württemberg könnte die Partei unter 30 Prozent stürzen - das gab es noch nie. 2011 holten sie trotz Stuttgart 21 und Fukushima fast 40 Prozent. Und trotz pragmatischer Krisenanalyse gilt: Auch für Angela Merkel wäre ein Absturz ihrer Partei im Ländle eine schwere Schlappe. Die Gründe für den Sinkflug in den Umfragen, auch in Rheinland-Pfalz, wollen CDU-Bundespolitiker aber keinesfalls bei der Kanzlerin verorten. Zwar hätten die Spitzenkandidaten Julia Klöckner in Mainz und Guido Wolf in Stuttgart wegen der Flüchtlingskrise unter erschwerten Bedingungen kämpfen müssen. Was CDU-Anhänger aber gar nicht schätzten, seien Klöckners und Wolfs plumpe Versuche, sich kurz vor der Wahl von Merkel abzusetzen, während sie in besseren Zeiten von ihr profitieren wollten. Das rieche nach Verrat.

Auch für die SPD und Sigmar Gabriel droht der Wahlabend ungemütlich zu werden. Bei 13 Prozent liegt die Partei in Baden-Württemberg - gleichauf mit der AfD. Für eine Volkspartei in einem wichtigen Flächenland mit starker Industrie wäre das ein Debakel; ebenso wie die Aussicht, in Sachsen-Anhalt hinter den Rechtspopulisten nur auf Rang vier zu landen.

Eine Hoffnung eint und mobilisiert die SPD : Wenn es Malu Dreyer in Mainz schafft, die CDU und Klöckner noch abzufangen und Ministerpräsidentin zu bleiben, könnte das von den anderen Katastrophen ablenken. Auch der Niedergang der CDU in Baden-Württemberg käme der SPD zupass. Eine Diskussion um Gabriels Zukunft als Parteichef soll nach dem Wahltag nicht stattfinden. Der Vizekanzler hat klar gemacht, dass er weitermachen will: "Man läuft in einer Krise, wie Deutschland sie derzeit erlebt, nicht davon. Ich trage Verantwortung für die SPD und unser Land und werde dieser Verantwortung nachkommen." Ob das auch für die Kanzlerkandidatur gilt, bleibt abzuwarten.

Gabriels Offensive für sozial benachteiligte Deutsche in der Flüchtlingskrise hat der SPD viel Aufmerksamkeit gebracht. Ob es hilft, verunsicherte "kleine Leute" zu binden und vom Wechsel zur AfD abzuhalten, sei dahingestellt. Gabriels Ringen, die Spaltung des Landes zu mindern und der Union Milliarden für Integration, Schulen und Kitas herauszuleiern, wird in der Partei honoriert. Auch die Art, wie Merkel und Finanzminister Schäuble ("Erbarmungswürdig") Gabriel auflaufen ließen, könnte der SPD helfen, die Anhängerschaft im Endspurt zu motivieren.

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