Drohnen, Späher und Scharfschützen für Mali

Eutin/Berlin · Bisher war Afghanistan der gefährlichste Einsatz der Bundeswehr. Das kann sich jetzt ändern. Mehrere Hundert deutsche Soldaten werden im Norden Malis stationiert, wo islamistische Rebellen ihr Unwesen treiben.

Nach zwei Einsätzen in Afghanistan muss der 31-jährige rot-blonde Bundeswehr-Scharfschütze nach Mali. "Ich gehe mit Respekt in diesen Einsatz nach Westafrika, denn es ist eine gefährliche Mission", sagt der Hauptfeldwebel aus Mecklenburg-Vorpommern, der seinen Namen aus Sicherheitsgründen nicht nennen darf. Die Bundeswehr präsentierte gestern im schleswig-holsteinischen Eutin ihre Ausrüstung für Mali, während der Bundestag in Berlin darüber abstimmte. Das Votum fiel eindeutig aus: 87 Prozent der Abgeordneten waren dafür, nur die Linke dagegen.

Bis zu 650 Bundeswehrsoldaten können jetzt bei der seit 2013 laufenden UN-Mission Minusma zum Einsatz kommen. Die ersten sollen schon in den nächsten Tagen abreisen; 400 bis Anfang Juni. Bislang waren unter den gut 10 000 Blauhelmsoldaten in Mali nur ein Dutzend Deutsche, die im relativ sicheren Hauptquartier in Bamako zum Einsatz kamen.

Jetzt geht es nach Gao im Norden. 2012 hatten islamistische Aufständische die Stadt mit ihren fast 100 000 Einwohnern zur Hauptstadt ihres Rebellenstaates ernannt. Dann rückten französische Truppen an und drängten sie zurück. Ganz verschwunden sind sie nie. Immer wieder kommt es zu Anschlägen. 73 Blauhelmsoldaten und UN-Mitarbeiter wurden seit Beginn des Einsatzes im April 2013 getötet. Es handelt sich um den aktuell gefährlichsten UN-Einsatz.

Auf dem Übungsplatz in Eutin, einem hügeligen Wiesengelände mit mehreren Wäldchen, nähern sich gepanzerte Spähwagen vom Typ "Fennek" und "Fuchs"-Transportpanzer einem fiktiven Dorf aus fünf Holzbuden. Die Fahrzeuge verfügen über moderne Sensoren und Radaranlagen. Auch die unbemannte Drohne "Luna" samt mobiler Boden-Kontrollstation in einem Lastwagen wird zur Ausrüstung der Bundeswehr in Mali gehören. Sie kann Wärme-Infrarotaufnahmen machen oder Bilder "in der Qualität eines Röhrenfernsehers" liefern.

Aufklärung ist die zentrale Aufgabe der Deutschen in Mali. "Wir sind praktisch die Augen und Ohren für den Kommandeur von Minusma", sagt der deutsche Chef der Minusma-Aufklärungskompanie, ein 33-jähriger Hauptmann. Die Bundeswehr wird in Mali allgemeine Lagebeurteilungen für bestimmte Regionen machen. Aber sie könnte auch zur Vorbereitung einer militärischen Minusma-Operation angefordert werden. Dabei betont der Hauptmann, dass Minusma keine aktive Rebellenbekämpfung als Auftrag habe, sondern "reaktiv" eingreife, etwa bei einem Rebellenangriff auf malische Sicherheitskräfte oder zum Schutz der Zivilbevölkerung.

Die zweite Hauptaufgabe der Deutschen ist der Schutz des auch für Militäroperationen genutzten internationalen Flughafens von Gao im Norden des Landes samt Einflug- und Startschneisen. Außerdem begleiten deutsche Trupps Transporthubschrauber und werden sie bei Landungen im Land absichern. Als "Feuerwehr" und Reserve, "wenn mal was schiefgeht", so der verantwortliche Hauptfeldwebel, begleiten 36 Panzergrenadiere die Aufklärer- und Objektschützer-Einheiten. "Die Lage im Norden Malis ist durchaus vergleichbar mit der in Afghanistan", sagt Withold Pieta, Sprecher des Heeres. Sprengfallen und Angriffe von Terrorgruppen sind die größten Gefahren. Hinzu kommen klimatische und gesundheitliche Herausforderungen. Die Bundeswehr kommt zum Beginn der Regenzeit, Malaria ist ein Risiko. Im Sommer können die Temperaturen auf über 50 Grad steigen.

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