Dreyer und Kretschmann jubeln – Protestwähler machen AfD stark

Mainz/Stuttgart/Magdeburg · Die Folgen der Flüchtlingskrise wirbeln das Parteiensystem durcheinander: Die Grünen stellen erstmals die stärkste Fraktion in einem Landtag. Die AfD zieht mit zweistelligen Werten in die Parlamente in Mainz, Stuttgart und Magdeburg ein. Und in allen drei Ländern wird die Regierungsbildung schwierig .

 Viel Grund zur Freude: Malu Dreyer (SPD) schaffte in Rheinland-Pfalz einen überraschend klaren Sieg, in Baden-Württemberg führte der erste grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Partei erneut zu einem historischen Wahlergebnis. Fotos: dpa

Viel Grund zur Freude: Malu Dreyer (SPD) schaffte in Rheinland-Pfalz einen überraschend klaren Sieg, in Baden-Württemberg führte der erste grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Partei erneut zu einem historischen Wahlergebnis. Fotos: dpa

 Reiner Haseloff

Reiner Haseloff

Bittere Niederlagen für die CDU , helle Freude und tiefer Frust bei der SPD , bärenstarke Grüne in Baden-Württemberg und die Rückkehr der Liberalen ins Mainzer Landesparlament: Nach dem "Super-Wahlsonntag" in drei Bundesländern hat sich die Parteienlandschaft in Deutschland neu sortiert. So unterschiedlich die Ergebnisse für die etablierten Parteien ausfielen - der triumphale Einzug der rechtspopulistischen AfD in alle drei Landtage trübt die Freude der Wahlsieger. Die Abstimmungen galten auch als Votum über die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU ). Nach Ansicht von Experten deutet die hohe Wahlbeteiligung in allen drei Ländern auf viele Protestwähler hin.

Überraschend klar votierten die Wähler in Rheinland-Pfalz. Nach einem dramatischen Wahlkampf-Endspurt landete Regierungschefin Malu Dreyer (SPD ) laut vorläufigem amtlichem Endergebnis mit 36,2 Prozent deutlich vor Julia Klöckner (CDU ), die 31,8 Prozent der Stimmen einfuhr. Die Grünen schafften den Wiedereinzug ins Mainzer Parlament mit 5,3 Prozent, die FDP kehrt nach fünf Jahren mit 6,2 Prozent in den Landtag zurück. Die AfD erhielt 12,6 Prozent, die Linke nur noch 2,8 Prozent.

Ein Erdrutschsieg bringt Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann und seine Grünen ins Geschichtsbuch: Mit 30,3 Prozent wurden sie nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erstmals stärkste Kraft in einem Land. Für eine Fortsetzung der Koalition mit der auf 12,7 Prozent geschrumpften SPD reicht es allerdings nicht mehr. Die CDU rutschte in ihrer einstigen Hochburg auf 27 Prozent der Stimmen ab. Die AfD errang aus dem Stand rund 15,1 Prozent. Die FDP bleibt mit 8,3 Prozent im Landtag, die Linke schaffte die Fünf-Prozent-Hürde nicht.

Auch Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff profitierte vom Amtsbonus, seine CDU landete mit leichten Verlusten bei knapp 30 Prozent. Allerdings halbierte sich ihr Juniorpartner SPD und war am Abend nur noch knapp zweistellig. Damit würde es für eine Neuauflage von Schwarz-Rot nicht reichen. Auch die Linke erlitt schwere Einbußen und fiel mit rund 16 Prozent auf Platz drei hinter der AfD, die gut 24 Prozent einfuhr. Die Grünen bangten in Magdeburg lange um ihren Einzug in den Landtag. > Seiten A 2, A 3, A 5: Berichte, : Meinung

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