Dreyer darf Landesmutter bleiben

Die erste Frau auf dem Chefsessel der Mainzer Staatskanzlei war Anfang des Jahres für viele schon eine Verliererin. Dann aber holten die Sozialdemokraten im Vergleich zur CDU auf, beflügelt von Malu Dreyers "landesmütterlichen, präsidentiellen Image", wie es der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, formuliert. Sich selbst beschreibt die 55-Jährige als "verlässlich, unaufgeregt und klar". Scharfe Rededuelle sind ihre Sache nicht. Forsche Attacken ihrer CDU-Gegenspielerin Julia Klöckner hat sie im Landtag meist in großer Ruhe erwidert. Bei der gestrigen Landtagswahl hat sie Klöckner hinter sich gelassen - und wie! Es ist ein überraschend deutlicher Sieg für Dreyer und die SPD . Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung im Abgeordnetenhaus des Mainzer Landtags. "Malu, Malu, Malu", rufen die SPD-Anhänger bei Bier und Bockwurst, als Dreyer ganz in rot und freudestrahlend die Bühne betritt. "Wir haben einen Wahlsieg eingefahren, davon hätte man nicht einmal träumen können", sagt die alte und aller Wahrscheinlichkeit auch neue Ministerpräsidentin. Während die SPD anderswo unter Druck ist, wird sie in Rheinland-Pfalz vom Amtsbonus und der Persönlichkeit Dreyers getragen. Viel Kritik musste die Politikerin allerdings wegen ihrer Entscheidung einstecken, der "Elefantenrunde" des SWR kurz vor der Landtagswahl fernzubleiben, wenn auch ein Politiker der rechtspopulistischen AfD mit am Tisch sitzt. Ihr Beharren auf dieser Haltung hat aber auch ihren Ruf der Verlässlichkeit gestärkt. "Beliebt wie Freibier"

 Es war der Abend der Malu Dreyer. „Heute wird gefeiert“, sagte die alte und neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Foto: dpa/Roessler

Es war der Abend der Malu Dreyer. „Heute wird gefeiert“, sagte die alte und neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Foto: dpa/Roessler

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Die erste Frau auf dem Chefsessel der Mainzer Staatskanzlei war Anfang des Jahres für viele schon eine Verliererin. Dann aber holten die Sozialdemokraten im Vergleich zur CDU auf, beflügelt von Malu Dreyers "landesmütterlichen, präsidentiellen Image", wie es der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, Matthias Jung, formuliert. Sich selbst beschreibt die 55-Jährige als "verlässlich, unaufgeregt und klar". Scharfe Rededuelle sind ihre Sache nicht. Forsche Attacken ihrer CDU-Gegenspielerin Julia Klöckner hat sie im Landtag meist in großer Ruhe erwidert. Bei der gestrigen Landtagswahl hat sie Klöckner hinter sich gelassen - und wie!

Es ist ein überraschend deutlicher Sieg für Dreyer und die SPD . Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung im Abgeordnetenhaus des Mainzer Landtags. "Malu, Malu, Malu", rufen die SPD-Anhänger bei Bier und Bockwurst, als Dreyer ganz in rot und freudestrahlend die Bühne betritt. "Wir haben einen Wahlsieg eingefahren, davon hätte man nicht einmal träumen können", sagt die alte und aller Wahrscheinlichkeit auch neue Ministerpräsidentin.

Während die SPD anderswo unter Druck ist, wird sie in Rheinland-Pfalz vom Amtsbonus und der Persönlichkeit Dreyers getragen. Viel Kritik musste die Politikerin allerdings wegen ihrer Entscheidung einstecken, der "Elefantenrunde" des SWR kurz vor der Landtagswahl fernzubleiben, wenn auch ein Politiker der rechtspopulistischen AfD mit am Tisch sitzt. Ihr Beharren auf dieser Haltung hat aber auch ihren Ruf der Verlässlichkeit gestärkt.

"Beliebt wie Freibier"

Dass die Rheinland-Pfälzer sich Dreyer weiter als Landesmutter wünschen, war schon vor dem Urnengang eindeutig. Ihre Popularität ist sagenhaft. Bei der Frage, wen die Bürger lieber als Regierungschefin hätten, lag sie stets vor Klöckner. Schon als sie ihr Amt antrat, hieß es in der SPD , Dreyer sei "so beliebt wie hitzefrei und Freibier". Bei ihrer Wahl im Landtag Anfang 2013 schwärmten viele von ihrer Warmherzigkeit und ihrem Lächeln, von der Stärke, die Dreyer trotz ihrer Multiplen Sklerose ausstrahlt. Die Nervenkrankheit behindert sie beim Gehen, doch in ihrer Arbeit fühlt sie sich in keiner Weise eingeschränkt. Dem "Zeit"-Magazin sagte Dreyer dazu: "Klar, es ist sicher nicht typisch, mit einer solchen Diagnose diese Belastungen auf sich zu nehmen. Aber es klappt prima."

Gar nicht prima klappte es gestern bei den Grünen - sie sind die großen Wahlverlierer in Rheinland-Pfalz und mussten zittern, ob sie wieder in den Landtag kommen. "Die SPD hat die Ernte eingefahren", sagte der grüne Landtags-Vizepräsident Bernhard Braun. Seine Partei konnte sich offensichtlich nicht genug entfalten, denn die Arbeit der rot-grünen Regierung insgesamt wurde positiv bewertet.

Die Sozialdemokraten haben es nun in der Hand, mit wem sie Gespräche führen. Viel geht nicht. Eine Jamaika-Koalition von CDU , Grünen und FDP wäre mit den Riesen-Verlusten der Grünen nicht machbar. Bleiben eine große Koalition oder eine Ampel aus SPD , FDP und Grünen. SPD-Landeschef Roger Lewentz schließt eine große Koalition aus, Dreyer nennt sie nur eine "Ultima Ratio". Eine Ampel hat die SPD hinter vorgehaltener Hand schon vor der Wahl ins Gespräch gebracht. In der Stadt Mainz gibt es das Bündnis schon. Bürgermeister Günter Beck meint: "Natürlich kann das ein Prototyp auch für das Land sein." Eines steht fest: Der neue Landtag wird bunter sein. Und er wird eine starke AfD in der Opposition haben.

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