Drahtzieher des Völkermords in Ruanda muss lebenslang in Haft

Arusha/Nairobi. Mehr als 14 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda mit mindestens 800000 Toten hat der UN-Strafgerichtshof im tansanischen Arusha einen führenden Militär als Hauptfigur zu lebenslanger Haft verurteilt

Arusha/Nairobi. Mehr als 14 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda mit mindestens 800000 Toten hat der UN-Strafgerichtshof im tansanischen Arusha einen führenden Militär als Hauptfigur zu lebenslanger Haft verurteilt. Neben Oberst Theoneste Bagosora (Foto: afp), dem einst starken Mann im ruandischen Verteidigungsministerium, erhielten zwei weitere Offiziere gestern wegen ihrer Rolle bei den Gräueltaten 1994 lebenslänglich. Das Tribunal zur Ahndung des Völkermordes befand Bagosora sowie Major Aloys Ntabakuze und Oberst Anatole Nsengiyumva des "Völkermordes, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen" für schuldig. Ein ebenfalls angeklagter General, Gratien Kabiligi, wurde freigesprochen. 1994 hatten Hutu-Milizen hunderttausende Menschen - meist Angehörige der Tutsi-Minderheit sowie gemäßigte Hutu - niedergemetzelt. Auslöser des Völkermordes in dem afrikanischen Land war ein Attentat auf den damaligen Präsidenten Juvenal Habyarimana, dessen Flugzeug am 6. April 1994 beim Landeanflug auf Kigali von einer Rakete abgeschossen worden war. Damit hat das UN-Tribunal, das 1996 eingerichtet worden war, bislang 33 Angeklagte verurteilt, sechs wurden freigesprochen. Der damalige Völkermord war nach drei Monaten beendet worden, nachdem die Patriotische Front (RPF) des heutigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame, ein Tutsi, von Uganda aus einmarschiert war und die Hutu-Milizen verjagt hatte. Der kanadische General Romeo Dallaire, der damals die UN-Friedenstruppe in Ruanda leitete, hatte als Zeuge in dem sechsjährigen Prozess Bagosora eine "Schlüsselfigur" des Völkermords genannt. Das Gericht führte aus, Bagosora sei nach dem Tod Habyarimanas der starke Mann im Verteidigungsministerium und damit Chef des Militärs gewesen. In einem separaten Verfahren wurde am Donnerstag Habyarimanas Schwager, Protais Zigiranyirazo, zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ihm war vorgeworfen worden, Mitglied einer Todesschwadron gewesen zu sein, die hunderte von Tutsis und Oppositionelle umgebracht hatte. Bagosora werde für die Ermordung von Regierungschefin Agathe Uwilingiyimana und führenden Oppositionspolitikern sowie zehn belgischen Friedenssoldaten verantwortlich gemacht, erklärte das Gericht. Er sei ebenfalls verantwortlich für Massaker, die seine Soldaten und Milizionäre in Kigali und der Region Gisenyi zwischen dem 6. und 9. April 2004 verübten. dpa

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