Doppel-Nullrunde für Rentner

Berlin. Die 20 Millionen Rentner müssen sich in den kommenden beiden Jahren auf Nullrunden bei ihren gesetzlichen Altersbezügen einstellen. Erst im Jahr 2012 dürften die Renten wieder leicht steigen. Das teilte der Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, gestern in Würzburg mit

Berlin. Die 20 Millionen Rentner müssen sich in den kommenden beiden Jahren auf Nullrunden bei ihren gesetzlichen Altersbezügen einstellen. Erst im Jahr 2012 dürften die Renten wieder leicht steigen. Das teilte der Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, gestern in Würzburg mit. Für 2010 sei eine Nullrunde "sehr sicher", 2011 werde sie "wahrscheinlich" kommen, so Gunkel. Die Ursache für die Magerkost geht auf die krisenbedingt negative Entwicklung bei den beitragspflichtigen Löhnen und Gehältern zurück, auf deren Grundlage die jährlichen Rentenanpassungen errechnet werden. Laut Gunkel müssten die Rentner ohne die neue Rentengarantie im kommenden Jahr sogar eine Kürzung ihrer Bezüge in Kauf nehmen. Die politische Maßnahme greift damit zum ersten Mal. Sie war noch von der großen Koalition beschlossen worden, um eine Reduzierung der Rentenzahlung unter das jeweilige Vorjahresniveau generell auszuschließen. Nach Darstellung Gunkels verhindert die Rentengarantie, dass die Altersbezüge im kommenden Jahr um 0,5 Prozentpunkte sinken. Rechne man noch die bereits früher eingeführten Schutzklauseln heraus, dann wäre in den alten Bundesländern ein Rentenminus von insgesamt rund 1,8 Prozent fällig. In den neuen Ländern würden sich die Renten sogar um 2,8 Prozent verringern.Geringere Steigerungen Das Rentengesetz sieht allerdings vor, dass die unterbliebenen Rentenkürzungen in den späteren Jahren durch geringere Rentensteigerungen nachgeholt werden müssen. Durch diesen so genannten Ausgleichsbedarf reduziert sich eine fällige Rentensteigerung um die Hälfte. Würde sich wegen der verbesserten wirtschaftlichen Lage also zum Beispiel eine rechnerische Rentensteigerung von zwei Prozent ergeben, dann käme bei den Ruheständlern davon nur ein Prozentpunkt an. Nach Angaben Gunkels hat die abzutragende "Bugwelle" inzwischen einen Umfang von rund acht Milliarden Euro. Das bedeutet: In den kommenden Jahren muss der Rentenanstieg unter dem Strich um 3,5 bis vier Prozent niedriger ausfallen.Nach der aktuellen Modellrechnung der Regierung soll die "Bugwelle" schon bis 2016 verschwunden sein. Voraussetzung ist jedoch eine deutliche Belebung der Konjunktur. Denn nur dadurch sind überhaupt Rentensteigerungen möglich. Die alternierende Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung, Annelie Buntenbach, schätzt die wirtschaftlichen Erwartungen dagegen deutlich pessimistischer ein. Sie beklagte in Würzburg, dass den Rentnern langfristig ein "Minuskonto" entstehe, weshalb sie auch auf unabsehbare Zeit nicht mehr in den Genuss von "wirklichen Rentenanpassungen" kämen. Buntenbach nannte es einen "Fehler", dass in die Rentenformel Dämpfungsfaktoren eingebaut wurden, um die Beiträge in Zaum zu halten. In erster Linie müsse die "Leistungsseite", also die Höhe der Renten, "stimmen". Dem müsse sich auch das Beitragsziel unterordnen. Nach dem Rentengesetz, das noch von der rot-grünen Bundesregierung verabschiedet wurde, soll der Beitragssatz bis zum Jahr 2020 bei maximal 20 Prozent vom beitragspflichtigen Bruttolohn liegen. Bis 2030 sind höchstens 22 Prozent vorgesehen. Gegenwärtig liegt der Beitrag bei 19,9 Prozent.

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