Diplomatische Eiszeit nach Drohnenangriff?

Islamabad · Die USA töten einen pakistanischen Taliban-Chef vor Friedensverhandlungen durch eine Drohne. Die pakistanische Regierung ist empört über den angeblichen Verbündeten USA – und spricht von Sabotage.

Nach dem Drohnenangriff auf den Chef der pakistanischen Taliban (TTP) hat die Regierung in Islamabad den USA Sabotage des geplanten Friedensprozesses vorgeworfen. "Die pakistanische Regierung wertet diesen Drohnenangriff nicht als einen Angriff gegen ein Individuum, sondern als einen Angriff auf den Friedensprozess", sagte Innenminister Chaudhry Nisar Ali Khan. Es handele sich um den Versuch, Gespräche zu "sabotieren".

TTP-Chef Hakimullah Mehsud war am Freitag, unmittelbar vor dem Beginn von Friedensgesprächen mit der Regierung, bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Khan kündigte an, das Verhältnis Pakistans zu Washington werde neu überprüft. "Das gesamte Spektrum unserer Beziehung mit den USA wird neu definiert werden."

Das Außenministerium in Islamabad bestellte US-Botschafter Richard Olson ein. Premierminister Nawaz Sharif kündigte für die nächsten Tage ein Spitzentreffen mit Politikern und Militärs an, um über eine Reaktion zu beraten, wie sein Büro gestern mitteilte. Informationsminister Pervaiz Rashid sagte, seine Regierung setze weiter auf Verhandlungen. Ein TTP-Kommandeur in Dera, Ismail Khan, sagte, es sei zu früh, um zu sagen, ob die Extremisten weiterhin zu Verhandlungen bereit seien.

Nach dem Angriff wurden die Sicherheitsvorkehrungen besonders an Flughäfen und anderen zentralen Einrichtungen Pakistans verschärft. Aus Angst vor Vergeltungsanschlägen wurden in Städten an der Grenze zu den Stammesgebieten Soldaten stationiert.

Der Tod Mehsuds stürzt die Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) in eine Führungskrise. Eine TTP-Schura ernannte am Samstag zunächst Mehsuds bisherigen Stellvertreter Khan Said Sajna zum Nachfolger. Einige Gruppen in der TTP akzeptierten diesen Ratsbeschluss aber nicht, sagte ein Taliban-Kommandeur per Telefon. Der Rat werde nun solange weiter tagen, bis ein Entschluss gefasst werde.

Die US-Regierung hatte ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf Hakimullah Mehsud ausgesetzt. "Mehsud hat mehrere TTP-Angriffe gegen Personal und Interessen der USA in und außerhalb der Region organisiert und gesteuert", hieß es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort