Die USA diskutieren Kurswechsel für Syrien-Krieg

Wien · Vor einem internationalen Spitzentreffen zur Syrien-Krise morgen denkt Washington vorsichtig über neue Mittel im Kampf gegen Extremisten nach. Die Teilnahme des Iran an den Gesprächen gilt als wichtiges Zeichen.

Kurz vor einem politischen Spitzentreffen zum Krieg in Syrien erwägen die USA einen schrittweisen Kurswechsel und verstärkte Militäroffensiven im Kampf gegen Extremisten. Zusammen mit einer überraschenden Beteiligung des Iran an internationalen Gesprächen in Wien denkt Washington in dem Krieg über neue Optionen nach. Während ein groß angelegter Einsatz von Bodentruppen weiter ausgeschlossen scheint, hat das Pentagon der alten Idee kleiner, bewaffneter Spezialeinheiten neuen Schwung verpasst.

Ob US-Präsident Barack Obama diesen Vorschlag annimmt, und welche Rolle die US-Soldaten hätten, dürfte auch vom Ausgang der Gespräche morgen in Wien abhängen. Bei diesen wollen Außenminister und Vertreter aus rund zehn Staaten über mögliche Wege aus dem Krieg mit mehr als 250 000 Toten sprechen. Vor allem die Teilnahme des Iran gilt als wichtiges Zeichen. Der Iran, Russland und die libanesische Hisbollah unterstützen den syrischen Staatschef Baschar al-Assad.

Die USA und andere westliche Länder wollen dagegen, dass Assad abgelöst wird. Sie werfen ihm Kriegsverbrechen vor. Ziel sei ein "multinationales Rahmenabkommen für einen erfolgreichen politischen Übergang", sagte Außenamtssprecher John Kirby. Aus Sicht Washingtons bedeutet die Beteiligung des alten Erzfeinds Teheran an den Gesprächen eine Kehrtwende. Diese dürfte auch dank der Einigung zum iranischen Atomprogramm erfolgt sein.

Verteidigungsminister Ashton Carter zufolge denken die USA über verstärkte Luftangriffe nach, um eine Militäroffensive syrischer Rebellen und kurdischer Gruppen gegen die IS-Hochburg Al-Rakka zu unterstützen. Auch eine Offensive zur Rückeroberung der Stadt Ramadi in der irakischen Provinz Al-Anbar ist im Gespräch. Die deutlich teurere und gefährlichere Einrichtung einer Flugverbotszone scheint weiter ausgeschlossen.

Zu dem Treffen haben sich die Außenminister und hochrangige Vertreter aus den USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und der EU angesagt. Außerdem werden Diplomaten aus Jordanien, der Türkei, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten sowie aus Deutschland erwartet. Während des Treffens will der Westen nach US-Medienberichten die UN-Vetomacht Russland unter anderem davon überzeugen, einer Resolution des UN-Sicherheitsrats zuzustimmen, die dem syrischen Regime beispielsweise den Einsatz der international geächteten Fassbomben verbietet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort