Die Spur führt nach Belgien

Paris · Ein abgetrennter Finger hat die Identifizierung des ersten Attentäters von Paris ermöglicht: Ismaël Omar Mostefaï. Der 29-Jährige aus Courcouronnes südlich von Paris gehörte zu den drei Männern, die am Freitag um 21.40 Uhr in den Konzertsaal Bataclan eindrangen.

Mostefaï, arbeitsloser Sohn einer Einwandererfamilie, war laut Staatsanwaltschaft ein Kleinkrimineller, der zwischen 2004 und 2010 mehrmals verurteilt wurde, beispielsweise wegen Fahrens ohne Führerschein. In den vergangenen Jahren radikalisierte er sich zunehmend, was ihm wie rund 5000 anderen Franzosen den Sicherheitsvermerk S einbrachte.

Die Zeitung "Le Monde " berichtet, dass Mostefaï im Winter 2013/14 mehrere Monate in Syrien war. Die Verbindung zu Syrien hatten die Attentäter selbst hergestellt, als sie im Bataclan Augenzeugen zufolge riefen: "Was ihr den Syrern antut, bezahlt ihr jetzt." Frankreich greift in Syrien Stellungen des Islamischen Staates an. An einem der Anschlagsorte wurde auch ein syrischer Pass gefunden. Der Passinhaber soll über Griechenland nach Serbien gekommen sein und dort Asyl beantragt haben.

Gesichert ist laut dem Pariser Staatsanwalt François Molins, dass am Freitagabend drei Terrorkommandos unterwegs waren. Zum Bataclan fuhr eines der Kommandos in einem schwarzen Polo mit belgischem Kennzeichen. Die belgische Polizei nahm insgesamt sieben Menschen fest, darunter mindestens einen Franzosen. Einer der Festgenommenen könnte Anfang der Woche den Polo gemietet haben, dessen Mietvertrag die Polizei noch in dem Fahrzeug fand.

Die belgische Spur führt in den Brüsseler Vorort Molenbeek, in dem auch Mehdi Nemmouche lebte, der Angreifer auf das jüdische Museum in Brüssel. Dort scheint sich eine Terrorzelle gebildet zu haben, der mehrere Franzosen angehörten. "Le Monde " schreibt von drei französischen Brüdern, von denen offenbar zwei bei den Anschlägen starben. Ihre Vorbereitungen traf die Gruppe weitgehend unbeobachtet von den französischen Geheimdiensten, denn die Festgenommenen sollen in Frankreich nicht bekannt gewesen sein. Experten hatten eine solche Strategie befürchtet, Anschläge in einem anderen Land vorzubereiten, um sich dem Radar der eigenen Geheimdienste zu entziehen.

Gestern fand die Polizei im Pariser Vorort Montreuil auch den schwarzen Seat , von dem aus die Attentäter im zehnten Stadtbezirk auf Bars und Restaurants schossen. Das mit drei Sturmgewehren beladene Fahrzeug könnte einem "achten Mann" gehören, nach dem noch gesucht wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort