Die Rückkehr der Panzer

Berlin · Lange Zeit zählten sie zum alten Eisen der Bundeswehr. Jetzt erleben Kampfpanzer eine Renaissance. Grund dafür ist die Ukraine-Krise. Ministerin von der Leyen wirft deshalb auch Reformprinzipien ihrer Vorgänger um.

Angesichts der Ukraine-Krise stoppt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU ) die Ausmusterung von Kampfpanzern der Bundeswehr . Dazu soll ein Panzerbataillon im niedersächsischen Bergen reaktiviert werden. "Anstatt funktionstüchtige Leopard 2 auszumustern und zu verschrotten, sollten wir überlegen, wie wir das gute, noch vorhandene Material in die bestehenden Strukturen integrieren können", sagte sie in einem Interview der Bundeswehr-Medien.

Die Bundeswehr wurde seit 1979 mit 2125 "Leopard 2 "-Kampfpanzern ausgerüstet, von denen heute noch etwa 280 im Dienst sind. Die Bundeswehrreform von 2011 sieht eine Reduzierung auf 225 vor. Von der Leyen überprüft nun diese und andere Entscheidungen zur Kürzung großer Waffensysteme und stellt auch das Leitmotiv der Bundeswehrreform "Breite vor Tiefe" infrage. "Ich halte nichts von solchen Schlagworten", sagte sie. Die Bundeswehr müsse für ihre führende Rolle bei Ausbildungsmissionen wie im Irak und Afghanistan oder für die schnelle Eingreiftruppe der Nato zwar immer "eine angemessene Breite" an Fähigkeiten vorhalten. "Wir brauchen aber ebenso dringend bei einzelnen Schlüsselfähigkeiten mehr Durchhaltetiefe." Die Bundeswehrreform war von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU ) 2010 angestoßen und von Thomas de Maizière (CDU ) ausgearbeitet worden. Zu den Kernpunkten zählen neben dem Prinzip "Breite vor Tiefe" die Aussetzung der Wehrpflicht, die Reduzierung der Truppenstärke von 250 000 auf 185 000 Soldaten und ein neues Standortkonzept.

Das Prinzip "Breite vor Tiefe" ist seit längerem umstritten. Es widerspricht dem Ziel von EU und Nato , dass sich die einzelnen Mitgliedstaaten stärker auf bestimmte Fähigkeiten konzentrieren, von denen dann alle profitieren können. Vor allem große europäische Nato-Mitglieder wie Frankreich und Großbritannien halten davon noch nicht besonders viel. Von der Leyen hatte dagegen erst kürzlich für die Zukunftsvision einer europäischen Armee geworben. "Wir möchten die Bundeswehr in den kommenden Jahren deutlich multinationaler aufstellen", sagte sie nun in dem Interview.

Von der Leyen machte erneut klar, dass sie von einer Erhöhung des Verteidigungsetats ausgeht. "Das letzte Jahr hat der Öffentlichkeit eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Sicherheit und eine einsatzfähige Bundeswehr nicht zum Nulltarif zu haben sind."

Meinung:

Neue Lage, neue Pläne

Von SZ-RedakteurUlrich Brenner

Deutschland wähnte sich lange ,,von Freunden umzingelt" und strich die ,,Friedensdividende" ein, während der Gegner nur fern am Hindukusch zu lauern schien. Mit der Ukraine-Krise hat sich dieses Bild gewandelt. Natürlich erwartet keiner den ,,großen Krieg" mit Putins Russland. Doch wenn das Unmögliche auf einmal nur noch sehr, sehr unwahrscheinlich ist, muss das Konsequenzen haben. Bundeswehr-Planung hat langfristige Risiken zu bedenken. Da ist es folgerichtig, dass von der Leyen sie überarbeitet. Dass sie dafür künftig mehr Geld braucht - und bekommen wird - ist auch klar.

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