„Die Piraten haben zu viel gestritten“
Gleich zwei frühere Vorsitzende der Piraten sind jetzt zur FDP gewechselt: Bernd Schlömer, Parteichef von 2012 bis 2013, und sein Vorgänger Sebastian Nerz, von 2011 bis 2012 Bundesvorsitzender. Im Gespräch mit SZ-Korrespondent Hagen Strauß erklärt Nerz, wie das passieren konnte.
Herr Nerz, von den Piraten zur FDP , ist das ein weiter Weg?
Nerz: Nicht wirklich. Ich bin damals schon aus einer liberalen Grundüberzeugung heraus zu den Piraten gegangen. Zur FDP als eine andere liberale Partei ist es dann kein großer Sprung mehr. Auch inhaltlich nicht.
Haben die Piraten Sie zermürbt?
Nerz: Das würde ich so nicht sagen. Ich habe die Partei verlassen, weil sie sich organisatorisch und strukturell zu wenig weiterentwickelt hat. Bei der FDP gibt es diese Strukturen bereits, so kann ich mich besser auf die politische Arbeit konzentrieren.
Keine Sehnsucht nach Basisdemokratie und chaotischen Parteitagen?
Nerz: In der Tat.
Warum sind die Piraten abgestürzt?
Nerz: Es war uns klar, dass es nach dem Hype irgendwann abwärtsgehen würde. Die Frage war nur, wie dieser Trend zu stoppen gewesen wäre. Unser Fehler war, dass wir zu viel organisatorisch und persönlich gestritten und zu wenig unsere politische Entwicklung vorangetrieben haben. So stoppt man keinen Trend. Dann stürzt man halt ab.
Glauben Sie irgendwann an ein Comeback?
Nerz: Wenn sich die Piraten richtig aufstellen und sich auf ihre politischen Positionen besinnen, die ja zum Teil durchaus noch ein Alleinstellungsmerkmal haben, dann ist das möglich.
Ist es Zufall, dass auch Ex-Parteichef Bernd Schlömer zur FDP gegangen ist?
Nerz: Nein. Wir haben in einem Gespräch festgestellt, dass wir beide den Übergang planen. Also haben wir beschlossen, dies gemeinsam zu machen.
Wie hat FDP-Chef Christian Lindner auf ihren Eintritt reagiert
Nerz: Ich bin tatsächlich vorher auf ihn zugegangen. Ich wollte wissen, ob ihm das überhaupt recht ist. Denn ich konnte ja nicht absehen, was auf die FDP aus Kreisen der Piraten oder im Netz zukommen würde. Ein Shitstorm zum Beispiel. Lindners Reaktion war aber sehr positiv.
Hoffen Sie auf eine politische Karriere in der FDP ?
Nerz: Ich bin eingetreten, weil ich die Politik der Liberalen insgesamt gut finde und wir dringend eine schlagkräftige liberale Partei in Deutschland benötigen. Ich werde mich inhaltlich einbringen. Aber ich habe keine Absichten, als Vollzeitpolitiker wiederzukommen.