„Die meisten Einbrüche passieren tagsüber“

Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt, Polizei und Politik sind alarmiert. SZ-Redakteur Jörg Wingertszahn sprach über die Hintergründe mit Carsten Molitor, dem Leiter der Ermittlungsgruppe Wohnungseinbrüche bei der Polizei im Saarland.

Herr Molitor, bundesweit gibt es immer mehr Wohnungseinbrüche , im Saarland dagegen nicht. Wie erklären Sie das?

Molitor: Wir haben im Saarland ein ganzes Maßnahmenbündel geschnürt, um dem Problem entgegenzuwirken. Dazu gehört die Einrichtung einer speziellen Ermittlungsgruppe, die sich mit Wohnungseinbrüchen und reisenden Tätern befasst. Damit haben wir viele Erfolge erzielt und konnten etliche Einbruchsbanden zersprengen.

Gibt es eine bestimmte Tageszeit, die besonders gefährlich ist?

Molitor: Die meisten Einbrüche passieren tagsüber beziehungsweise in der Dämmerung.

Sie haben früher schon darauf hingewiesen, dass das Saarland aufgrund seiner Nähe zu Frankreich, Luxemburg und Belgien ein Transitland und damit für Täter besonders attraktiv ist. Kommen die Täter denn mehrheitlich auch von dort oder sind es nicht vielmehr Banden aus Osteuropa?

Molitor: Wir haben hierzulande sowohl Täter aus dem grenznahen Ausland als auch aus osteuropäischen Staaten. Da gibt es keine Spitzengruppe. Als wir unsere Arbeit in der Ermittlungsgruppe 2013 aufgenommen haben, hat uns zum Beispiel vor allem eine Gruppierung aus Rumänien beschäftigt. Anfang des Jahres hatten wir mit einer Bande von Litauern zu tun, die erst Autos und dann Wohnungen aufgebrochen haben. Wir haben offene Grenzen und die Diebe sind sehr mobil.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Frankreich, Luxemburg und Belgien aus?

Molitor: Sehr gut. Die Zusammenarbeit hat sich mittlerweile verfestigt, auch wenn es hier und da noch Hürden gibt, was die Abläufe angeht. Wir haben zwar ein vereintes Europa, aber in jedem Land gibt es Gesetze, die eingehalten werden müssen.

Ist die Sprache auch eine dieser Hürden?

Molitor: Teilweise schon, je nachdem, wo ermittelt wird. Was uns in unserer Region ganz weit nach vorne bringt, ist das Gemeinsame Zentrum der Polizei- und Zollzusammenarbeit in Luxemburg, wo Behörden aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien vertreten sind. Die tauschen regelmäßig Informationen aus und stellen Kontakte zu den betreffenden Dienststellen in der Region her.

Gibt es im Saarland Brennpunkte?

Molitor: Von Brennpunkten kann man nicht sprechen. Die Einbrüche sind über das ganze Land verteilt, natürlich gibt es lokal immer wieder einzelne Einbruchsserien, zum Beispiel entlang der Westschiene des Saarlandes. Das hängt aber mit der geografischen Lage zusammen - dort ist die Autobahn und damit kommt man schnell über die Landesgrenze. Das ist eben eine Besonderheit im Saarland, dass wir von so vielen Grenzen umgeben sind und sich damit entsprechend viele Fluchtwege auftun - die grüne Grenze.

In Rheinland-Pfalz, das ja auch eine Grenzlage hat, ist die Zahl der Einbrüche massiv gestiegen - um 18 Prozent im ersten Halbjahr 2015. Wieso sieht die Entwicklung bei unseren Nachbarn so anders aus?

Molitor: Naja, wir haben mit unseren Ermittlungserfolgen gewissermaßen auch Eindruck schinden können. Es spricht sich in kriminellen Kreisen rum, welche Polizeiarbeit wir aktiv betreiben.

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