Die Linke zankt weiter über Kurs und Personal

Berlin. In der Linkspartei fliegen weiter die Fetzen. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch (Foto: ddp) bekräftigte gestern erneut seinen Willen, im Amt zu bleiben. "Ich habe nicht die Absicht, zurückzutreten", sagte er in einem Interview. Allerdings wolle er sich heute zu seiner politischen Zukunft äußern, wie gestern Abend in Parteikreisen bestätigt wurde

Berlin. In der Linkspartei fliegen weiter die Fetzen. Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch (Foto: ddp) bekräftigte gestern erneut seinen Willen, im Amt zu bleiben. "Ich habe nicht die Absicht, zurückzutreten", sagte er in einem Interview. Allerdings wolle er sich heute zu seiner politischen Zukunft äußern, wie gestern Abend in Parteikreisen bestätigt wurde. Fraktionschef Gregor Gysi hatte seinem langjährigen Vertrauten den Rückzug nahe gelegt, indem er Bartsch zu Wochenbeginn öffentlich der Illoyalität gegenüber dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine bezichtigte.

Seitdem ist der erbitterte Machtkampf bei den Linken in eine neue Phase getreten. Während Bartsch sogar Unterstützung aus Lafontaines Stellvertreter-Riege erhält, klatschen westdeutsche Verbände Gysi Beifall. Der ehemalige Wahlkampfleiter der PDS, Andre Brie, erklärte gestern gegenüber unserer Zeitung: "Der eigentliche Grund für die Auseinandersetzungen sind die politischen Konflikte innerhalb der Partei." Lafontaine werde von westdeutschen Landesverbänden "instrumentalisiert, um eine radikale Politik durchzusetzen und die ostdeutsche Partei als linke Volkspartei zu marginalisieren". Ähnlich argumentierte Bartsch: "Im Kern wird hier um den künftigen Kurs der Partei gestritten." Es gehe darum, "ob wir uns in erster Linie von der Sozialdemokratie abgrenzen wollen oder von den Neoliberalen in der FDP und CDU" und darum, ob man "linke Volkspartei" oder "reine Oppositionspartei" sein wolle.

Hinter den Kulissen wird aber bereits fieberhaft nach einer neuen Verwendung für Bartsch gesucht. Allerdings hat er das Pech, weder weiblich noch westdeutsch zu sein. So käme in der Bundestagsfraktion nur ein Stellvertreterposten unter Gysi in Frage. Manche halten es sogar für möglich, dass Bartsch Vize-Parteichef werden könnte. Am kommenden Dienstag will Parteichef Lafontaine erstmals seit seiner Krebsoperation vor zwei Monaten auftreten und nach Angaben von Vertrauten eine "politische Rede" halten. Die Bühne ist der Neujahrsempfang der Saar-Linken in Saarbrücken-Burbach. Am Konflikt mit Bartsch dürfte er dort kaum vorbeikommen.

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